104 liebt er über alles, und nächst diesem die Jagd, wor- innen er Meister ist. Wenn ein solcher Monarch zum König ausgeru¬ fen wird, so geschieht dies mit aller sklavischen Unter¬ würfigkeit. Er sitzt aus einem prächtigen Teppich mit Polstern belegt, und jeder von den Vornehmsten kommt in der ehrerbietigsten Stellung, küßt vor ihm die Er¬ de, und schreyet: „Gott segne meines Herrn Lebens¬ zeit. Gott stehe ihm bey! “ welches hernach alle An¬ wesende Nachrufen. Seine kaiserlichen Zierrathen sind zwar keine Kro¬ nen und Zepter, aber eilt kostbarer, mit Perlen unb Edelsteinen geschmückter Turban. Er entfernt alles, was das Einsehen einer Einschränkung haben könnte; er hat keinen Rath, wie etwa der türkische Divan ist, und stellt er ja zuweilen Versammlungen an, so ge¬ schehen sie nicht sowohl, um ihm Vorschläge zu ge¬ ben, als vielmehr von der Sache genauer 511 unter¬ richten, weil niemand, als er, für den unwidersprech- lichsten Mann in der Nation angesehen wird. Ohne Kollegien, ohne Kammern entscheidet er in eigner Person; vor ihm muß alles, was einen Machtspruch bedarf, und zwey oder drei) Sekrerairs, nebst einem Siegelverwahrer, machen die Ausfertigung. Hier¬ zu giebt er wöchentlichzweymal öffentlich unter freyem Himmel Audienz, wo jeder ohne Ausnahme seine Kla¬ gen, seine Gesuche und seine Geschenke darbringen darf. Als ein würdiger Mohamedaner laßt er die Vor¬ schrift seiner Religion in so'weit gelten , daß er nicht mehr als vier rechtmäßige Frauen annimmt, worun¬ ter die erste, oder die großeFrau, allemal eine Sche- rifa ist ; außer denen aber sind in dem Serail ge- gen fünf hundert Frauen , die so wohl zum Dienste des