Heinrich I 919 — 936. 103 bairischen Krieger bis zur Hauptstadt Prag vorgedruugen waren, Wider¬ stand unrätlich, eine Verbindung mit dem deutschen Reiche seinen heiligsten und wichtigsten Zwecken förderlich. Die Zinspflicht, welche er übernahm, und die Treue, welche er gelobte, hielt er so lang er lebte H. Die aus dem genannten Jahr erzählte Unterwerfung der Witzen, Redarier und Obo- triten'H war von kurzer Dauer. Denn 929 überfielen die ersteren Walislevu (Walsleben zwischen Werben und Arneberg) und gaben damit das Zeichen zu einem sich weit verbreitenden Aufstand der Slawenstämme. Schnell eilen die Grafen Bernhard, von Heinrich zum Legaten der reda- rischeu Provinz bestellt, und Thietmar herbei und drängen die zerstreuten Feindesschaaren in Lunkini(Lenzen) zusammen. Ein gewaltiges Heer rückt zum Entsatz heran, aber mutvoll liefern die Grafen mit ihrem verhältnismäßig kleinen Haufen (4. Sept.) die glorreiche Schlacht, welche nicht allein die Übergabe der Feste, sondern auch Herstellung der Ruhe auf längere Zeit zur Folge hatte3). Ein Zug des Königs gegen die Landschaft Loficin (Lausitz), auf welchem Liubusua (Lebusa zwischen Dahme und Schlieben) verbrannt wurde, und die von Meißen aus 932 erfolgte Unterwerfung der Wilzi enerH erfüllten Heinrichs nächste Zwecke, nach dem Nngernsieg schloß sich 934 die Unterwerfung der Vucraner (Ackern) an. Die unterworfnen in den Ver¬ band des deutschen Reichs einzufügen, fehlte ihm die Zeit, er ließ sie meist unter eignen tributpflichtigen Fürsten^). Auch die Errichtung umfaßenderer kirchlicher Anstalten konnte er nicht unternehmen, doch beweist die nicht erfolg¬ lose Misstonsthätigkeit des Bischofs A dal ward von Verden, daß ihm die Christianisierung am Herzen lag. Gewis ward in der Burg Meißen eine Kirche erbaut: ein Lichtpunkt mitten in heidnischer Nachts. 8. Wol mochten alle Herzen in Sachsen und in ganz Deutschland dem Moment entgegen pochen, wo der 924 geschloßne Waffenstillstand zu Ende gehen würde. Aber des Königs aus demütigem Gottvertrauen hervorgehender Mut und das Vertrauen auf feine Führung begeisterten die Sachsen und bestärkten den freudigen Entschluß zu siegen oder zu sterben. Und jedenfalls sind sie von deutschen Brüdern, namentlich aus Baiern'), nicht verlaßen 1) Da ihnen, von. Deutschland die nachgesuchte Hülfe gegen die Mährer nicht ward (8 97, 4), hatten die Ezcchen sich 900 so eng mit den Ungern verbunden, daß sie sogar mit biefcu gegen Deutschland zogen (Büding. S. 303). Dieser Verbindung verdankten sie jedenfalls die Erwerbung der westlichen mährischen Landschaften (8 98,5). Die von den äußern Verhältnissen dringend geforderte Errichtung einer einheitlichen. Staatsordnung wurde mit der Einführung des Christentums zugleich vollzogen. Immer können wir aus dem § 92, 4 ans dem I. 846 erzählten das Vorhandensein einiger Geneigtheit zum Christentum schließen, aber tiefer geweckt ward sie durch Suatoplnks Unternehmungen zur Gründung einer slawischen Kirche. Boliwoy, der Häuptling von Prag, mt§ dem Geschlechte Plemysl's, eines ans Erinnerungen an Samo (8 72, 4. 73, 1) entstandnen mythischen Heros, seinen Ursprung herleitend, und seine Gattin Lndmila gründeten die ersten christlichen Kirchen (Büd. S. 305). Ihr Sohn Spithiniew erlangte, wahrscheinlich durch Wahl — begreiflich in den Zeiten so großer Gefahren — die Alleinherrschaft, in der ihm sein Bruder Wra- tislaw folgte. Beide mehrten und förderten die christliche Kirche. Für des letztern unmündigen Sohn übernahm die Mutter.Dahomir die Regierung und wüste die Unruhen gegen die Alleinherschaft, wie gegen den neuen Glauben, wegen derer jedenfalls der 922 berichtete Feldzug Arnolfs von Baiern (Waitz S. 70) nnter- nonnnen ward, glücklich zu bemustern, bis Wenccslaw sie selbst übernahm und durch seinen ächt christlichen Glanbenseifer der Wolthäter seines Volks ward. S. übrigens Büd. S. 306—309. Waitz S. 128 f. — 2) Waitz S. 129. — 3) Waitz S. 130 ff. — 4) Waitz S. 146 f. — 5) Waitz S. 133 f. — 6) Waitz S. 135 u. 145. Auch der Heveller Tugumir (8 101,6) kann alsein solcher genannt werden, der dem Evangelium gewonnen ward. — 7) Waitz S. 155.