9 ist, der Vater dahin gebracht worden war, an eine von England ans gegen ihn ins Werk gesetzte Verschwörung zu glauben, in der seine eigene Familie verflochten sei. Da hat nran denn beim ausschließlichen Hinblick ans die Leiden des jungen Königssohnes in Ueberlegnng zu ziehen vergessen, welches unermeßliche Leid jene Annahme ans -das Vater-- und Königsherz thürmen mußte. Es ist er¬ wiesen, daß, als Friedrich Wilhelm mit dem verhafteten Kronprinzen durch Hannover reiste, er mehrmals aus freiem Felde, fern von Waldungen und Gebüschen, sein Mittags¬ mahl hielt, weil er einen Uebersall von Verschworenen fürchtete. Seine starke Seele litt unsäglich unter dem Gedanken: Weib und Kind haben sich gegen dich empört, haben an einer Verschwörung Theil, deren Zweck es ist, dich vom Throne zu stoßen! — Er kam sich zu Zeiten vor, wie der König David, der von dem ungetreuen Ab¬ salon verjagt werden sollte. Oftmals zur Nachtzeit irrte er ruhelos im Königsschlosse umher und schrie zu Gott in seiner bittern Noth. Dem Unerhörten konnte — so stellte sich ihm die Sache dar — allein durch unparteiische An¬ wendung des Gesetzes Sühne geschafft werden. So war die königliche Familie durch wiener Hosjesniten und durch deren Helfershelfer an den Rand des Verderbens gebracht worden. Friedrich saß zu Küstrin in strenger Kerkerhaft, das Schlimmste war zu fürchten. Da öffnete sich für den König ein Anfangs von ihm nicht geahnter Ausweg. Der Pre¬ diger Müller, ein frommer und verständiger Mann, der vom Könige den Befehl erhalten hatte, sich des Gefangenen Seelenheil angelegen fein zu lassen, konnte, nachdem