11 fücst von Sachsen das Land für den Kaiser eroberte. — Maximilian machte Miene, nach Prag vorzudringen, um durch Eroberung der Haupt¬ stadt Friedrich mit einem Male zu stürzen. Graf Thurn eilte ihm voraus und lagerte sich mit seinen Schaaren auf dem weißen Berge. Friedrich ging in die Stadt, die Größe der Gefahr nicht ahnend. Das böhmische Heer hatte eine so günstige Stellung eingenommen, daß derFeind anfangs einen Angriff nicht zu wagen schien. In der 9. Vormittagsstunde des 8. Novbr. 1620 — es war an einem Sonntage — standen die Heere einander kampffertig gegenüber. Ein dicker Nebel lagerte auf der Erde. Gegen Mittag zertheilte er sich und Maximilian gab das Zeichen zum An¬ griffe. Anfangs standen die Böhmen wie Mauern, der Feind prallte zu¬ rück, der junge Fürst von Anhalt stürzte in Windeseile mit seinen Reitern auf die Kaiserlichen und brachte diese so in Unordnung, daß sie zurück¬ wichen. So schnell diese Vortheile errungen waren, so schnell gingen sie auch wieder verloren. Zum großen Unglücke der Böhmen wurde der Fürst von Anhalt gefangen genommen, und die ganze Reiterei, von Furcht er¬ griffen, suchte ihr Hell in der Flucht. Das Fußvolk wartete kaum einen zweiten Angriff ab. Als man gegen den Berg stürmte, eilte es über Hals und Kopf von dannen, und so zerstreute sich das Heer wie eine Heerde Schafe, in welche der Wolf eindringt. Im Verlaufe einer Stunde war Alles entschieden. Leichter und schneller ist wohl noch nicht ein so wich¬ tiger Sieg errungen worden, als auf dem weißen Berge. Friedrich wußte nichts von dem Untergange seines Glücksterns. In behaglicher Ruhe hatte er mit seiner Gemahlin an der Mittagstafel ge¬ schmaust und wollte nun zu seinen Schaaren zurückkehren. Ein Unglücks¬ bote — Christian von Anhalt — kam ihm ohne Hut entgegen gesprengt und rief ihm zu: ,,Die Schlacht ist verloren!" Friedrich kehrte bestürzt in die Stadt zurück und begann mit dem Sieger zu unterhandeln. Er bat diesen um 24 Stunden Waffenstillstand, doch Maximilian gewahrte nur 8 Stunden und verlangte, daß Friedrich Böhmen augenblicklich ver- laffen und sich dem Kaiser unterwerfen solle. Da sich Friedrichs Heer zerstreut hatte und Prag im schlechten Vertheidigungszustande war, hielt er es für das Sicherste, die Flucht zu ergreifen. Männer von Muth riethen ihm zu bleiben. Die Bürgerschaft, meinten sie, würde ihren König nicht im Stiche lasten; überdies würde der nahe Winter viele Feinde auf¬ reiben, auch sei neue Hülfe von Ungarn zu erwarten und mehrere feste Städte hatten dem Feinde die Thore noch nicht geöffnet. Friedrich war aber viel zu schwach, Etwas zu wagen und einen Schritt von Bedeutung zu thun. Ohne seine Papiere, seine Kleinodien und seine Krone mitzu¬ nehmen, verließ ec mit seiner Gemahlin Prag und eilte über Breslau und Berlin nach Holland, wo er in stiller Zurückgezogenheit Zeit hatte, über seine Thorheiten und seine Schwache nachzudenken. Maximilian konnte es anfangs selbst kaum glauben, in so kurzerZcit einen so wichtigen Sieg errungen zu haben. Prag ergab sich; man stieß fast nirgends auf ernstlichen Widerstand und ohne Zögern erkannte man den Kaiser als den Oberherrn an. Nach gänzlicher Eroberung des Landes