21 der fromme König rief ihnen zu: „Weinet nicht, sondern betet inbrünstig, jemehr Betens, destomehr Sieg; fleißig gebetet, ist halb gesiegt." Ein neuer Hoffnungsstern ging jetzt an dem umdüsterten Himmel der Protestanten Deutschlands auf. Freudig schlugen dem Retter die Herzen der bedrängten Völker entgegen, nur die Fürsten zauderten noch, des Kaisers Zorn fürchtend, sich ihm anzuschließen. Die Katholiken spot¬ teten anfangs des „nordischen Schneekönigs," wie man ihn aus Unver¬ stand nannte und Ferdinand soll hohnlächelnd gesagt haben: „Wir haben halt a Feind'l mehr." Nach der Landung traf man sogleich Anstalten, sich zu verschanzen und Gustav Adolph stand, mit einem Spaten in der Hand, mitten unter seinen Kriegern und warf mit Erde auf. Die Kaiserlichen zogen sich aus Pommern zurück, der König folgte ihnen auf dem Fuße und eilte mit Blitzesschnelle vor Stettin, um diesen wichtigen Platz zu nehmen, ehe sich der Feind seiner bemächtige. Der Herzog Bogislav, ein alter und furcht¬ samer Mann, gerieth in die größte Angst, als ihn Gustav Adolph ausfor¬ derte, seinem Unternehmen beizutreten. Der zagende Herzog erschien selbst im Lager und als ihn der König mit edler Entrüstung auf die Spu¬ ren der Verheerung hinwies, welche die Kaiserlichen hinterlaffen hatten, schloß ec endlich mit den Schweden zitternden Herzens ein Bündniß. Für Gustav Adolph war diese Verbindung von außerordentlicher Wichtigkeit. Er hatte sich hierdurch den Rücken gedeckt, und es war ihm überdies noch eine bequeme Verbindung mit Schweden gesichert. Der König eilte vorwärts, gebot aber seinen Truppen bei Todes¬ strafe, sich des Brandes und Raubes, sowie jeder Mißhandlung der Ein¬ wohner zu enthalten. Sein Heer wuchs mit jedem Tage. Die alten Krieger, welche früher unter Mansfeld gefochten hatten, lebten wieder auf und schaarten sich unter dem Paniere des neuen Helden. Ueberall begrüßte man ihn als einen rettenden Engel. Bald erklärten sich auch der Land¬ graf von Heffen-Kaffel und der Herzog von Weimar für das schwedische Unternehmen; nur die größern Fürsten Deutschlands, unter ihnen namentlich der Kurfürst von Sachsen, der im Stillen dem österreichischen Hause zugethan war, schwankten lange, ehe sie ihre Truppen zu Gustavs Heere stoßen ließen. Selbst des Königs Schwager, der Kurfürst von Brandenburg, machte hiervon keineAusnahme und als ihn Gustav Adolph aufforderte, ihm die Festungen Küstcin und Spandau zu überlaffen, gab er eine ausweichende Antwort. Der König rückte vor Berlin und for¬ derte den Kurfürsten zu einer Unterredung in seinem Lager auf. Der Kurfürst erschien, aber zu einem Bündnisse wollte er sich nicht entschlie¬ ßen. Jetzt entbrannte des Königs Herz und er rief seinem Schwager mit gewaltiger Stimme zu: „Mein Weg geht nach Magdeburg" (welches Pappenheim belagerte), „um die Stadt zu entsetzen, jedoch nicht mir, son¬ dern den Evangelischen zum Besten; aber am jüngsten Gerichte werdet ihr angeklagt werden, daß ihr um des Evangelii willen Nichts habt thun wollen, und es wird euch auch wohl hier schon vergolten werden- Wenn Magdeburg verloren ist und ich zurückgehe, so sehet zu, wie es euch ergehen