5 verwehren wollten, wurden bezwungen und mit fortgerissen. So gelangten sie zur Donau, wo sich ihnen die Ambronen und bald noch andere Völker an- schloffen. Als ihre Ankunft an der Grenze in Rom bekannt ward, schickte ihnen die Republik den Consul Papirius Carbo entgegen, der die Alpen mit einem Kriegsheer besetzte und den wandernden Völkern sagen ließ, daß sie die Bundesgenossen der Römer, die in Noricum, dem heutigen Steiermark, wohnten, nicht beunruhigen möchten. Die Cimbern erwiederten die Ge¬ sandtschaft und erklärten: „Daß die Bewohner Noricums mit den Römern verbündet sind, haben wir nicht gewußt; das aber wissen wir, daß Alles den Ueberwindern gehört. Das römische Volk selbst hat ja auch kein anderes Recht auf so viele Länder als dasjenige eines Eroberers. Wir fürchten Niemandes Macht; aber aus Hochachtung vor römischer Tugend und Tapfer¬ keit wollen wir die norischen Länder verlassen und unsere Tapferkeit anderswo üben, wo es geschehen kann, ohne das römische Volk zu beleidigen." Der Consul that, als ob er mit dieser Antwort zufrieden sei und entließ die Gesandten; dann aber zog er im Stillen seine Streitkräfte zusammen und überfiel die Cimbern bei Noreja im heutigen Steiermak, als er sie eben schlafend fand. Sie waren aber rascher auf den Beinen, als es die Angreifer vermuthen konnten, und fochten mit solcher Tapferkeit, daß die Römer in die Flucht geschlagen wurden, und hätte nicht ein Platzregen die Cimbern verhindert, den Sieg zu verfolgen, so wäre das ganze Römerheer aufgerieben worden. Erst nach drei Tagen hatten sich die zerstreuten römi¬ schen Krieger etwas wieder gesammelt und erwarteten nun nichts Anderes, als daß die siegreichen „Barbaren" jetzt in das offene Italien Hineinbrechen würden. Die Cimbern und Teutonen wandten sich aber durch die Schweiz nach Frankreich und befreiten dadurch vorläufig Rom von einer großen Furcht. Mehrere Völker aus Deutschland, der Schweiz und Gallien verstärkten ihren Hausen, besonders die Tiguriner (Zürcher), ein tapferes Volk am Fuße der Alpen. Nachdem sie Frankreich bis an die Pyrenäen durchzogen hatten, schickten sie neue Gesandte an die Römer. Der römische Schriftsteller Plinius erzählt von dieser Gesandtschaft eine Anekdote, welche beweist, daß dieselbe für Kunstwerke kein Verständniß hatte. Einer der Abgeordneten stand auf dem Markte in Rom sinnend vor einem Bilde, das einen alten Hirten mit dem Stabe in der Hand vorstellte. Als man ihn fragte, wie hoch er dieses Stück schätze, antwortete er: „Ich achte es nichts, wenn man mir auch den alten Hirten, wie er da steht, schenken will." Die Gesandt¬ schaft hatte den Auftrag, den Römern Hülfe und Zuzug in jedem Kriege zu versprechen, wenn man ihnen dafür Land und Aecker zu Wohnplätzen ein¬ räumen wollte. Die Römer aber verweigerten ihr Begehren, und die Ge¬ sandten kehrten unverrichteter Sache zurück. Da beschlossen die Cimbern und ihre Verbündeten, mit den Waffen in der Hand zu nehmen, was sie durch Vertrag nicht erlangen konnten. Sie selbst und die Teutonen warfen sich auf den römischen Feldherrn Silanus, trieben seine Krieger in die Flucht, stürmten das Lager und nahmen das ganze Heer gefangen. Die Ambronen und Tiguriner schlugen gleich darauf ein anderes Heer unter dem Feldherrn Longinus, der selbst das Leben