7 sterben," sagte er zu dem teutonischen Helden, „so kannst Du Dich ja nur selbst erhenken." Da singen selbst die römischen Soldaten zuletzt an, öffentlich wider Marius zu murren, weil er kein Vertrauen zu ihrer Treue und Tapferkeit zu haben scheine, und sagten, er lasse sich durch das unglück¬ liche Beispiel seiner Vorgänger abschrecken. Dem Marius waren diese Aeußerungen nicht unangenehm; er blieb aber bei seinen Anordnungen, suchte die Soldaten mit guten Worten zufrieden zu stellen und sagte: „Ich zweifle nicht an eurer Tapferkeit, muß mich aber nach den Aussprüchen der Götter richten, die mir zu erkennen geben werden, wann es Zeit zum Strei¬ ten ist." Dagegen konnten die Soldaten Nichts einwenden; denn es war ihnen bekannt, daß der gestrenge Consul ein syrisches Weib, Namens Martha, bei sich im Lager hatte, von welchem das ganze Heer glaubte, daß es einen Wahrsagergeist habe. Des Wartens müde, beschlossen endlich die Deutschen, unbekümmert um das römische Heer in Italien hineinzudringen. Sie theilten sich in zwei Haufen. Die Cimbern zogen an der Rhone hinaus, durch die Schweiz und Tyrol, an der Etsch hinunter nach Italien; die Teutonen und Ambronen behielten ihre Stellung, und als sie sahen, daß Marius ihre Herausforde¬ rung zur Schlacht nicht annahm, zogen sie an seinem Lager vorbei, des Weges nach Italien hin und riefen spottend den römischen Kriegern zu:'„Ob sie Etwas an ihre Weiber in Italien zu bestellen hätten? " — Ihre Menge war so groß, daß sie sechs Tage lang in ununterbrochenen Reihen an dem Lager vorüberzogen. Marius folgte ihnen zur Seite nach, sich immer aus den Höhen.haltend, damit sie ihn nicht unversehens angreifen konnten; dann lagerte er sich ihnen gegenüber bei Aquä Sertiä (dem jetzigen Air im südlichen Frankreich). An dem von ihm gewählten Lagerplatz war wenig Wasser, und als nun seine Krieger unwillig über Durst klagten, zeigte er mit der Hand auf einen Fluß, der nahe bei dem feindlichen Lager floß, und sagte: „Dort unten ist Wasser für Blut zu haben." „Warum führst Du uns denn nicht gleich dahin," er- wiederten die Soldaten, „so lange unser Blut noch flüssig ist?" Er aber sagte mit gelassener Stimme: „Erst muß unser Lager befestigt werden." —• Unwillig gehorchten die durstigen Krieger; so hatte der strenge Feldherr die Kriegszucht herzustellen gewußt. Von den Troßknechten eilte aber dennoch eine Menge an den Fluß, um für sich und die Lastthiere Wasser zu schöpfen. Hier trafen sie auf einige wenige Feinde, die sich mit Baden ergötzten, und wurden mit ihnen hand¬ gemein. Als auf das Geschrei der Kämpfenden auf beiden Seiten immer mehrere zur Hülfe herbeieilten, entspann sich mit den Ambronen, welche auf dieser Seite ihr Lager hatten, ein blutiges Treffen. Die Ambronen wurden endlich in ihre Wagenburg zurückgeschlagen, und da erst entstand noch ein harter Kampf mit den Weibern, die mit Schwertern und Beilen herausstürzten und nicht bloß auf die angreifenden Römer, sondern auch auf die Ihrigen, welche durch die Flucht ihre Rettung suchten, loshieben. Die Nacht trennte die Kämpfenden; aber diese Nacht war aus man¬ cherlei Weise furchtbar und grauenvoll. Aus dem Lager der Deutschen tönte es im wunderlichen Gemisch der Stimmen herüber, nicht wie Weh¬ klagen und Jammern, obgleich es eine Todtenklage über die Gefallenen sein