218 wollten dies nicht zugeben. Auf der Kirchenversammlung in Dortrecht wurde aber die Ansicht der Remonstranten (1619) als eine ketzerische verdammt und damit war das Signal zur Verfolgung dieser Partei gegeben, weßhalb Viele sich zur Auswanderung entschlossen. Diesen Unglücklichen, denen ihre Ueberzeuguug mehr als das Vaterland galt, gestattete Friedrich die Nieder¬ lassung in seinem Lande und wies ihnen an der Eider einen Platz an, wo sie eine Stadt anlegen und nach ihrer religiösen Ueberzcugung in Frieden leben durften. Sie ließen sich nun an dem angewiesenen Orte nieder und grün¬ deten eine Stadt, die sie nach ihrem Beschützer Friedrichstadt nannten, und in welcher seitdem die verschiedenen Religionsgemeinschaften in seltener Eintracht mit einander leben. Das waren die Leiden hochbegabten Fürsten, welche Schleswigholstein regierten, als in Deutschland der dreißigjährige Krieg ausbrach. Durch den Augsburger Religionsfrieden 1555 war den Protestanten freie Religionsübung zugesichert worden und die zunächst auf Karl V. fol¬ genden deutschen Kaiser — sein Bruder Ferdinand I. (1558 —1564) und dessen Sohn Maximilian II. (bis 1576) — waren bemüht gewesen, diesen Frieden aufrecht zu erhalten ; ja, die Protestanten halten sich sogar mit einem offenen Uebertritt des letzten Kaisers zu ihrer Lehre geschmeichelt. Leider War der Sohn dieses milden und thätigen Herscherrs, Kaiser Rudolf II., seinem Vater sehr wenig ähnlich. Von Jesuiten erzogen und bewanderter in der Sterndeuterei als in seinem Deutschland, sah er ruhig zu, wie Spa¬ niens Philipp II. die schönen Niederlande durch den furchtbaren Alba ver¬ wüstete und sich in Deutschland die Protestanten und Katholiken in zwei be¬ waffneten Verbindungen gegenüber stellten, in der s. g. Union unter dem reformirten Kurfürsten Friedrich von der Pfalz und in der s. g. Liga unter dem katholischen Herzog Maximilian von Baiern. AlZ er im Januar 1612 starb, folgte ihm sein Bruder Matthias, gewählt auf der letzten glänzenden Fürstenversammlung zu Frankfurt, die so zahlreich nie wieder zusammenkam. War es doch, als hätte man auf immer von einander Abschied nehmen wollen; denn die Spannung zwischen den beiden religiösen Parteien war schon aufs Höchste gestiegen. Da geschah es, daß den Böhmen im Jahre 1618 eine von den Pro¬ testanten neuerbaute Kirche von den Katholiken niedergerissen und eine andere geschlossen wurde. Die Protestanten schrieben deßhalb an den Kaiser und beschwerten sich über dieses Unrecht. Es kam aber eine äußerst harte Ant¬ wort aus Wien zurück, worin ihnen dafür Strafe angedroht wurde, daß sie sich ihre Kirchen nicht hatten ruhig nehmen lassen. Das erschreckte und er¬ bitterte die Leute. Dazu hieß es, die Antwort sei nicht wirklich vom Kaiser, sondern von dessen Räthen auf dem Schlosse in Prag, Martinitz und Slavata, gemacht worden. Beide waren als Feinde der Protestanten bekannt. Man sagte von ihnen, sie hätten in ihren Gütern die protestantischen Bauern mit Hunden in die katholische Kirche hetzen lassen und sie auf allerlei gewaltsame Weise zum katholischen Glauben gezwungen. Ob es wirklich so war, weiß man nicht gewiß, aber der Zorn riß nun die Abgeordneten der Protestanten dahin. Sie drangen ins Schloß ein und warfen die beiden verhaßten Räthe zum Fenster hinaus, 80 Fuß tief in den Schloßgraben, und ihren Schreiber hinterdrein. Die Herren fielen auf einen Kehrichthaufen und nahmen keinen