65 Morgenländische Völker. weg und drückten sie mit harter Botmäßigkeit. Ein ähnliches Schicksal drohte den Stämmen jenseit des Flusses von den Ammon itern. Da rief Saul, ein ®iK£t streitbarer Mann aus dem Stamme Benjamin, das Volk zum Kampfe auf und stellte sich an die Spitze. Er schlug die Ammoniter siegreich zurück und stritt mit Glück wider die Philister. Zugleich gelang es Eli's Nachfolger, dem Hohenpriester Samuel, einem frommen und vaterländisch gesinnten Manne, den alten Bund zwischen dem israelitischen Volke und seinem Gott wieder fest zu knüpfen, den Nationalsinn zu wecken und die mosaische Gesetzgebung von Neuem zu Ansehen zu bringen. Aus den von ihm gestifteten, oder dochrefor- mirten und neu belebten P r o p h e t e n sch u l e n mit gemeinsamem Unterricht im Gesetze, in Musik und Gesang, gingen die für Freiheit, Religion und Tugend begeisterten Volksredner hervor, die in der Bibel den Namen Propheten führen. ©. Die theokratische Monarchie. tz. 40. Saul und Samuel. Samuel hatte das Nationalgefühl geweckt und dem Volke Kraft, Selbstvertrauen und Kriegsmuth eingeflößt, zugleich aber auch die Priestermacht erhöht. Da jedoch die Söhne nicht des Vaters Wege wandelten, sondern das Recht beugten, so fürchteten die Is¬ raeliten neue Gefahren für ihre Freiheit und verlangten nach dem Beispiele der benachbarten Völker einen König, der als bleibendes Oberhaupt sie zu Kampf und Sieg führe. Vergebens suchte sie der greise Hohepriester von diesem, mit der mosaischen Gesetzgebung inWiderspruch stehenden Verlangen abzubringen, indem er in den grellsten Farben die Leiden und Bedrückungen schilderte, die unter dem Regimente eines Königs ihrer warteten; die Israeliten beharrten auf ihrem Sinn, und Samuel sah sich genöthigt den vom Volke gewählten Saul zum König zu salben. Saul war ein stattlicher Mann, tapfer, kriegskundig und siegreich im Felde; da er aber seine Herr- um. schaft mehr auf sein Heer und auf Kriegsgewalt als auf die heil. Einrichtun¬ gen gründete, da er den mosaischen Anordnungen nicht strenge nachkam, eigenhändig opferte und nach einem Sieg über die Amalekiter dem Gebote Iehovahs, Alles, was in seine Hände fallen würde, zu tobten, nicht Folge leistete, so ward er verworfen. Samuel und die durch ihn emporgekommene Priesterschaft waren dem waffenkundigen Fürsten, der im stolzen Gefühle sei¬ ner Kriegsthaten und Herrschergröße seinen eigenen Weg ging, gram, wes¬ halb jener heimlich den jungen David aus dem Stamme Juda, einen unter¬ nehmenden, verschlagenen und der Priesterpartei ergebenen Hirtenjüngling zum König salbte. Nunmehr kam der Geist finsterer Schwermuth über Saul, den nur Davids Harfenspiel zu besänftigen vermochte. Aber theils Neid über dessen Kriegsruhm in den Kämpfen gegen die Philister, theils eine geheime Ahnung von dessen künftiger Bestimmung trieben Saul zum Haß und zur Verfolgung des Hirtenjünglings, obwohl dieser mit Saul's eigenem Sohn Jonathan aufs Innigste befreundet und mit einer seiner Töchter vermählt war. Unter Gefahren und Bedrängnissen entging jedoch David den Nach- Weber, Geschichte. 6. Aufl. 5