XIII. §. 13. Fortsetzung des Weltkampfs und Sieg der Römer. 193 republikanischen Eifersüchteleien bewegen, und zur Aufstellung des jungen P. Cornelius Scipio als Oberbefehlshaber zunächst in Spanien, hernach in Sicilien und Afrika. Aber wiederum, wie schnell hatte das Unglück die bösen Säfte und Schwären am römischen Staatskörper hinweggebeizt. Nie ist Rom größer gewesen als in den Tagen seiner größten Noth. Da finden wir wieder vor Allem: Beugung unter die göttlichen Rath¬ schlüsse, Buß- und Bittopfer, um den göttlichen Zorn zu versöhnen, aber auch festesten Glauben an die Gewißheit und Stetigkeit der alten Verheißungen von der ewigen Dauer Nom's und seiner Bestimmung zur Weltherrschaft. Ferner aber: feurige, Alles aufopfernde Vater¬ landsliebe, selbstverleugnende Hingebung, unbeugsamen Heldenmuth, kühne Entschlüsse, unerschrockene Ausdauer. Dabei großstnnigen Edel- muth gegen besiegte Feinde wie Freunde, staatskluge Gewandtheit in Behandlung der Bundesgenossen und der neu unterworfenen Völker, nachhaltige Kraft in Belohnung und Bestrafung der Treugebliebenen und Abgefallenen. Endlich eine unerschütterte Klarheit, Festigkeit, Sicherheit in dem ganzen Gange der römischen Politik. — Das alles mußte ihnen über Hannibal, den großen Feldherrn aber unedlen Men¬ schen, und über die schwankende, eigennützige, kleinliche Politik der karthagischen Staatshäupter den unfehlbaren Sieg verschaffen. Nach¬ dem Scipio Spanien den Karthagern entrissen, das von Marcel¬ lus vollends eroberte Sicilien zur Ruhe gebracht, stand er auf Afrika's Boden dem Hannibal mit seinen italischen Legionen zur Entscheidungsschlacht gegenüber. Bei Zama im Jahre 202 entschied sich's. Rom war zur Herrscherin der Welt erkoren, Karthago sollte untergehen. Vergleicht man mit der glühenden Vaterlandsliebe, der unendlichen Anstrengung und dem muthigen Wagen der Römer in diesem KHege das Verfahren der Karthager, so ergiebt sich schon aus der oberfläch¬ lichsten Betrachtung, daß Karthago nimmermehr wäre einer solchen Aufgabe gewachsen gewesen, wie sie Rom gelöst hat. Während Rom in kühner Entschiedenheit Alles an Alles fetzte, berechnete man in Kar¬ thago mit peinlichem Krämersinn jeden Pfennig und maß die Vortheile des eirWn oder andern Schrittes nur nach dem augenblicklichen Geld- und Landgewinn ab. Es ist wahr, Spanien wurde in der Zwischen¬ zeit zwischen dem ersten und zweiten Kriege von den Karthagern erobert. Aber es war nicht der heldenmüthige Aufschwung kriegerischen Geistes, der sich von der erlittenen Niederlage nach gründlicher Selbstdemüthi- gung mit neuer Siegesfreudigkeit erhebt — sondern es war die berech¬ nete Nothwendigkeit eines gewinnbringenden Ersatzes für den Verlust von Sicilien, Sardinien und Corsica. Die Seeherrschaft mußte durch v. Rohden, Leitfaden. 13