2oß XVI. §. 5. Letzte und schwerste Verfolgung im Römerreich. Gebet und gab eine Reihe kräftiger Herrscher (Claudius 268—270, Aurelian us bis 275, Tacitus bis 276, Probus bis 282, Ca- r us bis 283), welche die Einheit des Reichs wiederherstellten, die eindrin¬ genden Barbaren zurücktrieben, die Grenzen sicherten und Ordnung und Frieden in die Provinzen zurückführten. Einen ganz neuen Aufschwung schien vollends die Kaisergewalt nehmen zu wollen, als im Jahre 284 Diocletianus zur Regierung kam. Dieser feine Kopf und gewandte Staatsmann suchte vor allen Dingen den beiden Uebelständen abzu¬ helfen, welche ihm als die schlimmsten erschienen, nämlich der allzu¬ großen Abhängigkeit der Kaiser von den Soldaten und der mangel¬ haften Vertheidigung der Grenzen durch die Statthalter. Deshalb verließ er völlig die republikanischen und soldatischen Gewohnheiten sei¬ ner Vorgänger und schlug neue Bahnen ein. Zurückgezogen in das Innere seines weitläufigen Palastes, als geheiligte Majestät von allen Unterthanen streng geschieden und fast unzugänglich, im ehrfurchtgebie¬ tenden Prunkgewand, von den zahlreichen Palastbeamten nur in krie¬ chender Selbstwegwerfung bedient, wollte er, gleich den ehemaligen Herrschern des orientalischen Reichs, den Völkern als ein höheres We¬ sen erscheinen und mit scheuer Ehrfurcht nur von ferne angebetet werden. Um aber die Grenzen des ungeheuren Reichs besser schützen zu können, nahm er einen Mitregenten (Augustus) an, und beide Herrscher hielten es dann für nothwendig, sich noch wieder jeder einen Gehülfen (Cäsar) zuzugesellen, so daß nun vier Regenten, jeder mit prachtvollem Hofstaat und glänzender Haushaltung, von den schwer be¬ lasteten Provinzen unterhalten werden mußten. Es begreift sich aber leicht, daß solche Einrichtung nur ein neuer stärkerer Schritt zur künf¬ tigen Zerspaltung und Theilung des Reiches sein konnte. So lange der überlegene Geist des Diocletianus die Oberleitung zu führen wußte, ging Alles gut; so wie er aber zurückgetreten war (305), trat eine heillose Verwirrung ein und blutige Kriege unter beit Regenten, bis endlich wiederum Einer, Conftantinus, die Alleinherrschaft ge¬ wann. Rom aber, bisher der Mittelpunkt der Welt, trat von nun an auf eine geraume Zeit in den Hintergrund. Die Herrscher hatten ihre Hofhaltungen in Nicomedien, Alerandrien, Trier, Mailand oder Ravenna, und ihr Besuch in Rom war eine Seltenheit. Der Senat hatte durch Diocletian den letzten Rest von Macht und Ansehen ver¬ loren. Denn die despotische Form des neugeordneten Kaiserthums konnte keinerlei fremde Regierungsgewalt neben sich ertragen. Der Mittelpunkt des Heidenthums ging zu Grunde, um als Mittelpunkt der christlichen Kirche wieder aufzuleben. §. 5. Letzte und schwerste Verfolgltttg im Römerreich. Je näher der Zeitpunkt heranrückte, wo die römische und grie¬ chische Götterwelt untergehen mußte vor dem Glanz und der Maje¬ stät des lebendigen Gottes und seines Sohnes Jesu Christi, desto grimmiger lauerte der Haß und die Feindschaft des Fürsten dieser