104 allein den Thron, sondern auch sein Leben verlor. Sein Land fiel nach einigen Jahren, nachdem der Vulkan der Revolution ziemlich ausgebrannt war, in die Hand des berühmten Corsen, der 11 Jahre lang die Menschen mit eiserner Faust beherrschte, bis seine Dynastie von den Bourbonen verdrängt wurde, diese wieder von Philipp von Orleans iu den Staub getreten wurden, und das Haus Orleans wieder einem Rapoleoniden weichen mußte. Wir brauchen hier die Geschichte nicht weiter zu verfolgen, um zu wissen, daß das Schwache leicht untergeht, gleichsam wie Spreu verschwindet, und daß sich da die meisten Lebenskeime entfalten, wo am meisten Frömmigkeit, Klugheit und Gerechtig¬ keit wohnt. Die Herrscherfamilie der Karolinger, von Pipin ge¬ gründet und von Karl dem Großen zur höchsten Blüthe ent¬ faltet, mußte dasselbe Schicksal der vorerwähnten Fürstenfamilien haben, da der Geist Karl's des Großen schon aus seinen nächsten Nachfolgern entwichen und Hader und Zwietracht eingetreten war. Wenden wir noch einen Blick ans das eben Gesagte, so finden wir leicht heraus, woher es dem Hugo Capet gelang, sich auf den französischen Thron zu schwingen. Der Grund lag in der jämmerlichen geistigen Schwäche der Karolinger, in den Verhält¬ nissen der Zeit und in seinem eigenen thatkräftigen Geiste. — In Deutschland waren die Karolinger schon im Jahre 911 mit Ludwig dein Kinde ausgestorben, in Frankreich aber erst im Jahre 987. Die letzten Könige, Lothar und sein Sohn Ludwig, starben wahrscheinlich an Gift, und nach der Erbfolge hätte mm der Bruder Lothar's, Karl von Lothringen, den Thron erhalten müssen; allein da er ein Vasall des deutschen Kaisers war, so überging man ihn und wählte Hugo Capet zum Könige, und als jener sein Recht mit Waffengewalt geltend machen wollte, und bereits mit Hilfe des Erzbischofs Arnulph Rheims, die Krönungs¬ stadt, erobert hatte, fiel er durch Verrätherei des Bischofs von Laon dem Hugo in die Hände und endete im Jahre 992 seine Tage in einem Gefängnisse. Nachdem Hugo zu Rheims ge¬ salbt und gekrönt worden war, war es sein erster Gedanke, den Erzbischof Arnulph von Rheims dafür, daß er es mit seinem Gegner gehalten hatte, zu bestrafen. In einer feierlichen Fürsten¬ versammlung wurde derselbe abgesetzt, und ein gelehrter Mönch,