4 Sie war nämlich eine große Freundin der edlen Tonkunst; darum lernte Luther in freien Stunden, gleichsam zur Erholung von der Arbeit, die Flöte und die Laute spielen und übte sich dabei auch im Gesänge, indem er letztere mit seiner schönen vollen Altstimme begleitete. Luther blieb auch sein ganzes Leben hindurch ein großer Freund der Musik, welche ihm manche trübe Stunde erheiterte. Er sagt später in seinen Schriften: „Musica ist der besten Künste eine. Sie verjagt den Geist der Traurigkeit, wie man am Könige Saul sieht. Musica ist das beste Labsal einem betrübten Menschen, dadurch das Herze wieder zufrieden, erquickt und erfrischt wird. Musica ist eine halbe Disciplin und Zuchtmeisterin, so die Leute gelinder und sansmüthiger, sittsamer und vernünftiger macht. Mu- sicam habe ich allezeit lieb gehabt. Wer Musicam nicht lieb hat den sehe ich nicht an :c." Luther blieb vier Jahre in Eisenach und lernte in der dortigen Schule so fleißig, daß er bald allen seinen Mitschülern an Kenntnissen überlegen war. Da er sich auch durch ein r ü h m- lich es Betragen auszeichnete, so konnte es nicht fehlen, daß er sich die Liebe und Zuneigung seiner Lehrer in hohem Grade erwarb. Besonders lieb hatte ihn der erste Lehrer der Schule, der gelehrte und fromme Rector Trebonius, der gar bald auch Luthers ausgezeichnete Geistesgaben erkannte. Luther auf der Universität zu Erfurt. Als Luther seine Schulstudien zu Eisenach rühmlich beendiget hatte, bezog er als 18jähriger Jüngling im Jahre 1501 die Uni¬ versität Erfurt. Nach dem Wunsche seines Vaters sollte er sich der Rechts¬ wissenschaft widmen; denn dieser meinte, von dem Schweiße seiner Arbeit, dem Golde, das er grabe, käme doch das Meiste au die R ech ts g elehrten, und sein Martin könne der Welt durch die Vertheidigung der unschuldig Angeklagten mehr nützen, als die unthätigen Mönche, deren Worte gar selten mit ihren Werken übereinstimmten. In Erfurt setzte Luther das Studium der Sprachen und Wissenschaften mit großem Ernste und besonderem Fleiße fort; auch wollte er, wie es sein Vater wünschte, Rechtsgelehrter