15 „Die Ablaßprediger irren, die da sagen, daß der Mensch durch des Papstes Ablaß von allen Sündenstrasen ledig und selig werde." — „Die predigen den Menschen Tand, die da vorgeben, daß die Seele, sobald der Groschen, in den Kasten geworfen, klingt, von Stnnd an ans dem Fegefeuer fahrest^ „Die werden sammt ihren Meistern zur Hölle fahren, die da vermeinen, durch Ablaßbriefe ihrer Seligkeit gewiß zu sein." Zugleich ließ Luther auch eine Predigt gegen den Ablaß drucken. Die 05 Sätze nebst der Predigt machten ungemeines Aussehen und durchflogen, oft übersetzt, abgeschrieben und gedruckt, schnell einen großen Theil Deutschlands, gleichsam als wären die Engel selbst Botenläuser gewesen und trügen's für aller Menschen „Augen", schreibt ein Mann jener Zeit. Nur auf Tezel und seine Anhänger konnte dieser Schritt Luthers, den Mehrere bewunderten, Andere für zwecklos hielten, keinen angenehmen Eindruck machen. „Mein leeve Broder Merten", soll sich ein westphälischer Mönch geäußert haben, „wo du dat Fegefür un die Papenmarketendery wegschlndern kannst, bist du vorwahr ein groter Herre." Luthers muthiger Schritt, dessen unermeßliche Folgen er freilich damals noch nicht ahnen konnte, war die erste öffentliche Erklärung gegen eine allgemein anerkannte Lehre der Kirche. Es ist somit der 31 fte October des Jahres 1517 als der Anfang der Reformation oder Kirchenverbesserung zu betrachten. Im Jahre 1817 wurde am 31sten October und dem folgenden Tage das dritte Reformations-Jubelfest in allen evan¬ gelischen Ländern sehr feierlich begangen, weil damals gerade 300 Jahre seit dem Anfänge der Reformation verflossen waren. Mit dem 31sten Oct. 1517 hatte der bescheidene, fromme und demüthige Luther den offenen Schauplatz der Welt betreten, den er nun nicht mehr verlassen sollte. Interessant, wenn auch nicht erhebend, ist die Wirksamkeit Tezels in Berlin, wie solche Ferdi¬ nand Schmidt in seiner „Geschichte Preußens" mittheilt. Tezel in Berlin. Ehe noch Luther seine 95 Sätze an die Schloßkirche zu Wit¬ tenberg angeschlagen hatte, kam Tezel, der unverschämteste der