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der Franzosenkönig noch sehr darüber, daß ihm seine Bewerbung
um die deutsche Kaiserkrone mißlungen war. So begannen endlich
mehrere Kriege zwischen Beiden. —
Erster Krieg gegen Franz I.
1521—1526.
Der Schauplatz des ersten Krieges war vorzugsweise das
obere Italien. Karl's Verbündete in diesem Kriege waren Hein¬
rich VIII. von England, der Papst Leo X. und besten Nach¬
folger Hadrian VI., später auch Venedig. Schon im Jahre
1522 mußten die Franzosen Mailand räumen und Italien ver¬
lassen. Bald nachher sollte sie aber auch noch ein neuer Schlag
treffen. Es siel nämlich der Connetable,*) Karl von Bourbon,
ein ausgezeichneter Feldherr, von seinem Verwandten, dem Könige
Franz, ab, und trat in die Dienste Karl's V. Die Franzosen
versuchten, Mailand wieder zu nehmen; allein die Schlacht bei
Romagnana (spr. Nomanjana) siel für sie so unglücklich aus, daß
sie von ihrem Vorhaben abstehen mußten.
In dieser Schlacht fand auch der berühmte Bapard**) (spr.
Bajahr), „der Ritter ohue Furcht und Tadel", seinen Tod im
48sten Jahre seines Lebens. Durch Tapferkeit, Tugend und Edel-
muth war Bapard nicht nur von seinen Landsleuten, sondern
auch von seinen Feinden bewundert worden. Als der französische
Feldherr, Bounivet, verwundet worden war, so stellte sich
Bapard au die Spitze der Franzosen und focht mit seinem ge¬
wöhnlichen Heldenmuthe, bis ihm ein Schuß das Rückgrat zerschmet¬
terte. Seine Kampfgenossen eilten sogleich herbei, trugen ihn aus
dem Getümmel und setzten ihn unter einen Baum. Hier traf ihn
der siegreiche Gegner, Karl von Bourbon.
Mit Thränen in den Augen redete er ihn an: „Edler Bapard,
wie bedaure ich Euch!" Hierauf erwiederte der sterbende Held:
*) Die Würde des Connetable (Lomes stabuli) war die höchste Reichs¬
würde in Frankreich, mit welcher namentlich die Oberanführung im
Kriege verbunden war.
**) Er hieß eigentlich Pierre du Lerreilde. Den Namen Bapard führte
er von einem Schlöffe unweit Grenoble, wo er 1476 geboren wurde.