í*TTT — 101 — Zahl, und haben auf die sechs Tage lang banketirt, nam'rt, ge¬ tanzt, künstlich Feuer geworfen und Lustschießen gethan. — Hab ich bei diesen Ehrenmahl nichts aufgespahrt, und den ersten Tag wohl hunderterley Esten angeschafft ohn die Schauesten, so gar schön und zierlich zugerichtet gewest. Auch meinen ganzen Vorrath von köstlichen rheinischen Wein hergegeben, unter bestän¬ digen Pauken und Drommeten-Schall, auch Sänger und Rei¬ mer und Stocknarren gehalten; und ist mir alles theuer zu stehen gekommen. Geschah Alles meiner einigen Tochter zu Ehren und Hab des kein Neu noch Klag. Am Tag Sibillä ist sie mit ihrem ehelich Gemahl h'eim gezogen« Gott geb, zur glücklichen Stund! ckffch." Die Sucht, durch möglichst hervorstechenden Glanz zu prunken, ging bald auch auf die bemitteltere Elaste des Bürgerstandes über; dergestalt, daß sich die Obrigkeiten genöthigt sahen, derselben durch wiederholte Verordnungen zu wehren. Unter mehreren Andern bricht auch ein geistreicher Schriftsteller des sechzehnten Jahrhunderts, Sebastian Frank, über die Prunksucht seiner Zeitgenossen in bittere Klagen aus. „Der Kleidung und des Geschmuckö — sagt er in seiner Geschick)tbibel — ist kein Maß, zu aller Leichtfertigkeit zugerichtet und angestoßen, daß man vor Fürwitz hier nicht mehr weiß, was man anthun soll, oder wie man soll reden, gehen oder einhertreten. Alle Tage steht ein neuer Fund auf, Alles lauft feinen Weg, wie ein un- gezäumtcr, schelliger Gaul; Niemand gedenkt über sich; unser Brauch und Wesen klebt nur auf uns an der Erden." *) Schon früher eifert ein Geistlicher, Roberti de Licio mit Namen, über den Putz der Frauen in einer Predigt, welche 1479 zu Nürnberg im Druck erschienen: „Von der heut zu Lage stets wachsenden Eitel¬ keit der Frauen — beginnt er seinen Vortrag — gilt, was Gott der Herr uns durch den Propheten Zesaias sagt: Ich zürne, weil die Töch¬ ter Zions stolz sind und umhcrgehen mit bloßem Halse, mit lockenden Blicken und geschminkten Gesichtern; daß sie tanzend cinhcrtreten und schwänzeln und köstliche Schuhe an ihren Füßen haben. An jenem Lag wird der Herr ihnen nehmen den Schmuck der Schuhe und Hafte, Spangen, Kettlein, Armbänder, Flitter, Gebrame, Schnürleiu, Bi¬ samäpfel, Ohrenspangen, Ringe, Haarbänder und Perlen, die auf der Stirne hängen, Festkleider, Mäntel, Schleier, Spiegel und Bor¬ den. Und der gute Geruch wird Gestank seyn, und der Gürtel ein