ihre Waffen abzugeben; wozu diese sich jedoch nur erst auf aus¬ drücklichen Befehl ihres Monarchen anschickten, dessen Kaltblütig¬ keit ihn auch in diesem schrecklichen Augenblicke nicht verließ; und nun erklärte der Herzog wieder, der ritterlichen Ehre zu schonen, es fey genug, daß sie ihr Wort gäben, ihre Schwerter nicht gebrauchen zu wollen, bis ihr Herr sich von dem Verdachte, daß jene Meutereien auf sein Anstiften geschehen seyen, gereinigt habe, warf dann noch einen Blick tödtlicher Feindschaft auf den König und stürmte aus dem Gemache, Befehle zu ertheilen, wie er cs mit seinem Gefangenen wolle gehalten wissen. Schon einen Augenblick nachher hörte man in den Straßen, die herzoglichen Truppen in allen Richtungen zusammenrufend, Trommeln wir¬ beln und Hörner blasen. Vierzig Bewaffnete, wechselweise bloße Schwerter und F-ak- keln tragend, dienten dem Könige, als er, um sich nach der Citadelle zu begeben, das Schloß verließ, zur Escorte, oder viel¬ mehr zur Wache, und sein peinliches Gefühl bei diesem Gange noch zu verstärken, erblickte er, da er über den Schloßhof ging, zwei Leichname, auf welche in der Eile ein Mantel geworfen war. Ludwig erkannte sie sehr bald für die Körper erschlagener Bogenschützen seiner schottischen Garde, die, wie der Graf von Crevccocur ihm sagte, dem ihnen ertheilten Befehle, den Posten an des Königes Gemächern zu verlassen, nicht hatten Folge lei¬ sten wollen; es war hierdurch ein Streit zwischen ihnen und des Herzoges wallonischer Leibwache*) entstanden, in welchem, ehe er konnte von den Befehlshabern beigelcgt werden, Mehrere von beiden Seiten das Leben verloren hatten. Wahrend der König auf die als Opfer der ihm bewiesenen Treue Gefallenen hin¬ starrte, öffnete der in aller Eile herbeigcrufcne Seneschall das widerstrebende Thor des ungeheueren gothischen Thurmes (es war derselbe, den Ludwig am Abende vorher mit so widriger Ahnung betrachtet hatte). Als sie eingetreten, gingen ihnen sechs Männer *) Den Namen Wallonen führten, zum Unterschiede von den cigcnts lieben Niederländern, die Einwohner derjenigen Provinzen, welche zunächst an Frankreich grenzten, als Artois, Namur, Luxemburg rc, sowie ingleichen die vom Lütticher Lande, wo man ein mit vielen französischen, kauderwelsch ausgesprochenen, Wörtern durchspicktcs Nie¬ derdeutsch redet, obgleich das reine Französisch die Sprache des gebil¬ deten Mannes und des öffentlichen Kanzelvortrages ist.