T r, ' - — 1G1 — Aus England ließ er sich große Hunde, aus Neapel schöne Pferde, aus Sicilien Maulthicre, und selbst aus Afrika junge Löwen kom¬ men, immer jedoch, ohne eins von diesen Th i eren, wenn sie da waren, auch nur einmal anzusehen — Alles nur, um die Welt glauben zu machen, er werde jetzt erst recht zu leben anfangen» Von der Langcnweile ebenso sehr, wie von Krankheit gemartert, versammelte man zu feiner Belustigung um ihn herum Schäfte und Schäferinnen von Poitou, welche nach dem Schalle dee Instrumente singen und tanzen mußten; was freilich einen selt¬ samen Kontrast sowohl mit den Galgen, Halseifen und Gefäng¬ nissen, als mit den Mönchen, Eremiten und Ordensbrüdern abgab, die die Augen zum Himmel richteten und Gebete hersag¬ ten — Alles durchkreuzt von bewaffneten Trabanten, welche diese furchtbare Gegend durchstreiften. — Seinen Sohn, den Dauphin, zu sehen, hatte Ludwig bis auf die letzten Stunden seines Lebens verschoben. Es war dieser schwächliche Prinz, von seiner Geburt an von ihm entfernt, in der Einsamkeit gehalten worden, wo derselbe, nur umgeben von Weibern und ganz gemeinen Leuten, so vernachlässiget war, daß er, als ihm im dreizehnten Jahre seines Alters die Krone anheim fiel, noch nicht fertig lesen konnte. Ganz zuletzt erst verlangte sein Vater, ihn zu sehen, und legte ihm mit wenigen, aber nach¬ drücklichen Worten das Wohl und die Ehre seines Reiches an's Herz, verordnete auch zugleich, daß seine ältere Schwester, Anna, Gemahlin des Herzogs Peter von Bourbon, ihm als Rcgentin beigescllt werde. Nie wohl hat ein Missethäter bei der Annäherung seines Todes so viele Herzensangst geäußert, oder mehr gewünscht, noch sein Leben gefristet zu sehen, als dieser despotische König. Ec starb, nach vergeblicher Erschöpfung aller Hülfsmittel der Kunst und des Aberglaubens, unter den gräßlichsten Acußerungcn der Furcht vor einer peinlichen Existenz nach diesem Leben, am 30. August 1483. Das Fegefeuer, meint sein Biograph, werde ihm wohl erlassen worden scyn, da er die O.ualcn desselben schon in dieser Welt fürchterlich genug empfunden habe. Keine Klage tönte, keine Thräne floß beim Tode dessen,-der seine Regierung mit so vielen Handlungen der Tyrannei und einer sinnreichen Grausamkeit bezeichnet hatte. Ludwigs ganze Regierung war, wie wir solches theilweise II. 11