369 also nicht vom Feinde, sondern mußte durch Verrathcrei, oder durch die Ilngeschicklichkeit eines seiner eigenen Leute auf ihn abge¬ feuert seyn. Er gab nach zwei Tagen unter den heftigsten Schmer¬ zen seinen Geist auf, im noch nicht vollendeten dreiunddrcißigsten Jahre (11. Juli 1553). Der Kaiser vernahm die Botschaft davon mit tiefen Schweigen und brach zuletzt in die Worte aus: „O Absalom, mein Sohn, mein Sohn!" — Mit Moritz zugleich waren bei Sievershauscn noch drei Prinzen, vierzehn Grafen und beinahe dreihundert Edelleute gefallen. — Albrecht war geschla¬ gen und floh nach Frankreich. Zwei Jahre später (20. Scpt. 1555) wurde endlich der Religionsfriede zu Augsburg geschlossen, durch dessen Hauptbedingungcn sowohl die Stände, welche sich zur Augsbur- gischen Confession, als die, welche sich zur alten Lehre bekann¬ ten, völlig gleiche und ungestörte Freiheit genießen sollten; womit wenigstens der Vorwand benommen wurde, Glaubcnsmeinun- gen mit dem Schwerte zu verfolgen, oder zu vcrthcidigcn. — Schon seit längerer Zeit hatte Karl den Vorsatz gehabt, die Krone niedcrzulcgen und sich in die Einsamkeit zurückzuziehen. Die letzten widrigen Vorfälle in Deutschland, ein unglücklicher Krieg mit Frankreich, vor allem aber heftige Gichtschmcrzcn, beschleu¬ nigten die Ausführung. Er ließ zu diesem Entzwccke im Herbste 1555 seinen einzigen Sohn Philipp aus England (wo dieser sich im vorigen Jahre mit der Königin Maria vermählt hatte *) nach Brüssel herüber kommen und bestimmte den 25. October zur feierlichen Abtretung der Niederlande. In einem großen Saale, worin die Deputirten sammtlichcr niederländischen Stände versam¬ melt waren, saß Karl auf einem Lehnstuhle, und neben ihm sein Sohn und seine Schwester Maria, die Statthalterin der Nie¬ derlande. Einer seiner Räthe verlas ein Instrument, kraft dessen der Kaiser seinem Sohne die Niederlande feierlichst abtrat. Sodann erhob sich der kranke Monarch selbst von seinem Sessel und hielt, gestützt auf die Schultern des Prinzen von Oranien, eine Rede, bei deren Anhörung die ganze Versammlung in Thränen zerfloß. Darauf wendete er sich an seinen Sohn, der auf ein Knie nie¬ dersank und seine Hand küßte. Er erinnerte ihn, wie würdig er schon seines kindlichen Dankes seyn müßte, wenn er ihm so *) S. später in der Übersicht der Geschichte Englands. II. 24 ä