r — 226 — Letztere, welche übrigens von den Staatsangelegenheiten nichts verstand, überließ dieselben ihren Verbündeten, welche zu beschützen sie sich begnügte, und nahm es über sich, den König am Rande des Abgrundes, der gar bald die Monarchie verschlingen sollte, in Schlummer zu wiegen. Sie benutzte die Herrschaft, welche sie über ihren Geliebten besaß, und die von keiner ihrer Vorgän¬ gerinnen auf eine so unumschränkte Weise ausgeübt ward, der¬ gestalt, daß sein Scepter in ihren Händen ein Narrcnspielzeug wurde. Ja, man sagt nicht zu viel, wenn man behauptet, es sey dem Monarchen nichts, als die Figur und der Titel des Königs, übrig geblieben. Er selbst wußte und sagte das, wie folgende Aeußerungen hinlänglich beweisen. Als die, in einem andern Abschnitte zu erzählende, erste THeilung Polens durch Preußen, Rußland und Oesterreich ohne Frankreichs Bei¬ stimmung vor sich gegangen war, rief Ludwig aus: „Wäre Eboiseul noch Minister, so wäre das nicht geschehen." Ein andermal versuchte jenes Kleeblatt nebst der Dubarry den Kriegs- Minister Monteg nard, einen sehr rechtschaffenen Mann, zu stürzen, und der König widersctzte sich. Als sie dessenungeachtet ihren Versuch wiederholten, fühlte er sich zu schwach, ihnen zu widerstehen, und sagte: „Der arme Montegnard wird wohl fallen müssen, weil er keinen andern Beistand hat, als mich." Und doch sind diese Beispiele von der Schwäche des Monarchen noch nicht die verächtlichsten. Die schamlosen Auftritte zwischen ihm und seiner Geliebten, welche nicht selten im Beiscyn von Zeugen vorfielen, die diese dann wieder der Neugierde des Publi¬ kums Preisgaben, und die jeden rechtlich Denkenden gegen einen alten Mann von mehr als sechzig Jahren empören mußten, sollen hier, wie billig, übergangen, und nur einige charakteristische Züge erzählt werden. Der schon erwähnte Neger der Gräfin, der, wie behauptet wird, die Gunst seiner Gebieterin mit dem Monarchen theilte, durfte sich nicht bloß ungewöhnliche Frei¬ heiten und Neckereien gegen denselben erlauben, sondern Ludwig ernannte ihn, als Bedienten, zum Gouverneur von Loucie n ncs, mit einem Gehalte von ooo Livres, und ließ für diese Posse eine besiegelte Bestallung vom Eanzler ausfcrtigen. Noch unwürdiger ist cs, daß Ludwig selbst sich unter dem schon angeführten Namen Frankreich in die Zahl der Bedienten der Gräfin aufnchmcn ließ, ihr aufwartcte, ihr Frühstück bereitete und ihren Kaffee