-- 545 — und fand seinen Weg mit den geringen Uebcrresten des zahlreiche sten und glänzendsten Hofes in Europa besetzt. Napoleon reichte Jedem von ihnen die Hand, stieg rasch die Treppe hinab, und an dem Wagen vorbeigehend, näherte er sich der Garde. Er machte ein Zeichen, daß er sprechen wolle; mit der tiefsten Stille horchte man auf seine letzten Worte. ,, Soldaten meiner alten Garde, — sprach er — ich sage euch mein Lebewohl. Seit zwanzig Jahren habe ich euch stets auf dem Wege der Ehre und des Ruhms getroffen. In diesen letzten Zeiten, wie in denen unseres Glückes, habt ihr nie aufgehört, Muster von Tapferkeit und Treue zu seyn. Mit Männern, wie ihr, wäre unsere Sache noch nicht verloren, allein der Krieg war unbeendbar. Es wäre ein Bürgerkrieg geworden, und dieser hätte Frankreich nur noch unglücklicher gemacht. Ich habe daher alle unsere Interessen dem Vaterlande zum Opfer gebracht; ich scheide. Ihr, meine Freunde, fahret fort, Frankreich zu dienen. Sein Glück war mein einziger Gedanke; cs wird stets der Gegenstand meiner Wünsche seyn. Beklagt mein Schicksal nicht; wenn ich cinge- willigt habe, mich zu überleben, so geschah es nur, um euren Ruhm noch zu fördern. Ich will die großen Thaten niederschrei¬ ben, die wir mit einander verrichtet haben!.... Mit Gott, meine Kinder! Ich möchte euch Alle an mein Herz drücken; laßt mich wenigstens eure Fahne umarmen." Bei diesen Worten ergriff der General Petit den Adler und trat vor; Napoleon schloß den General in seine Arme und küßte die Fahne. Die Still^ welche diese große Scene erzeugte, ward nur durch das Schluch¬ zen der Soldaten unterbrochen. Napoleon, sichtbar bewegt, be- meisterte seine Gefühle und fügte mit festerer Stimme hinzu: ,,Noch einmal mit Gott, meine alten Kriegsgenossen! Möge die¬ ser letzte Kuß in eure Herzen übergehen!" Nach diesen Worten entriß er sich der ihn umgebenden Gruppe und schwang sich ir» den Wagen, in welchem der General Bertrand bereits saß. Man fuhr sogleich ab und schlug die Straße nach Lyon ein; französische Truppen cscortirten die Wagen. Ueberall, wo Napoleon durchkam, erhielt er Anfangs rührende Beweise von Liebe und Bedauern; die ihn begleitenden Bevollmächtigten hin¬ gegen wurden mit Schimpfworten und Schmähungen empfangen. Hinter Revers lagen Kosaken und Oesterreicher; Napoleon ver¬ dat sich jedoch eine Bedeckung, die er nicht zu bedürfen glaubte- N. G. ÜI. äj