H. 2. Von den A eg y Pt er IN 3 zu lesen verstehen. Vor einigen Jahren ist ein Mann (Champollion) in Frankreich gestorben, der hat es gekonnt; und in Leipzig lebt auch ein Mann, Seyffart heißt er, der soll's noch besser verstehn. Wie sah's nun aber mit der Gotwserkenntiuß in Aegypten aus? Traurig, traurig! Was den alten Aegyptern nützte oder schadete, das beteten sie an. So hatte einst unter ihnen ein verständiger König, mit Namen Osiris, gelebt, und sie das Pflügen deS Ackers mit Ochsen, das Säen und Pflanzen, das Ernten, — mit einem Worte: den Ackerbau gelehrt. Der Mann war nun gestorben, und gleich nach seinem Tode hieß es: Seine Seele ist gewiß in sein Lieblingsthier, in einen Ochsen gefahren. Und richtig! man fand auch bald einen schwarzen Ochsen mit weißen Flecken, von dem mau behauptete: „Gewiß, in dem wohnt die Seele des Osiris!" Sogleich wurde das unvernünf¬ tige Thier in einen prächtigen Tempel, an marmorne Krippe;; geführt, und wußte gar nicht, wie ihm geschah. Und die vor¬ nehmsten Leute dienten dem neuen Gott. Starb derselbe, so trauerte ganz Aegyptenland. Aber die Trauer verwandelte sich in die ausgelassenste Freude, so bald wieder ein anderer Ochse, eben so gefärbt, wie der vorige, gefunden war. Denn in dem, meinten sie, wohne jetzt des Osiris Seele. Außer diesen; Ochsen beteten sie noch mehrere andere Dinge als Götter an, die mitunter noch unverständiger waren, Z. B. den Nil. Dieser Strom fließt nämlich von Süden nach Norden durch Aegypten, schwillt, wenn im Sommer auf seinen Quell¬ gebirgen der Schnee schmilzt, so gewaltig an, daß er das ganze Thal überflntbet und feucht und fruchtbar macht, nährt dabei eine zahllose Masse wohlschmeckender Fische und hat endlich ein so liebliches Wasser, daß die Aegypter sonst wohl sagten: Wir möchten nicht im Himmel sein, wenn es dort kein Nilwasser 311 trinken gäbe!" — Wie mögen nun wohl die Aegypter erschrocken sein, als der wahrhaftige Gott durch Mosen diesen ihren Götzen blutig und stinkend machte! Möchten es Viele da doch zu ihrem Heile erfahren haben, daß alle Götzen nichts seien! — Die Katzen waren den Aegyptern gleichfalls heilig, so heilig, daß sie in Feuersbrünsten eher diese retteten, als ihre Kinder. Auch verehrten sie den Ibis, einen Sumpfvogel mit langen Beinen, der die giftigen Schlangen wegfraß, — das Ich neu mon, ein wieselartiges Ranbthier, das die Krokodileier aussänft, — die nahrhafte Meerzwiebel, — und das furchtbare C r o c o d i l. Eins oder mehrere der letztern Thiere thaten sie in ihre Tempel, pflegten es sorglich, — und meinten, nun würden die andern Crocodile im Nilstrom sie und ihre Kinder nicht fressen. — Die ägyptischen Könige hatten alle den Beinamen Pharao. In der Schrift wird von mehreren etwas erzählt.