I 54 §. 41. Kaiser Siegmund u. die Hussiten. H. 4i. Kaiser SLegmund und die Hussiten. 1415. Jenen König Sicgmuud oder Siegismund von Ungarn, von dem im vorigen § die Rede war, wählten auch die Deutschen zu ihrem Kaiser. Damals lebte in der Stadt Prag in Böhmen, ein frommer Mann, der Prediger und Professor Huß. Der lehrte: „man solle die Bibel fleißig lesen und sich an das hal¬ ten, waS darin stehe. Man werde nicht durch bloßen äußerlichen Gottesdienst, sondern durch den Glauben an den Herrn Jesum selig, der Pabst aber könne eben so gut irren wie ein anderer Mensch." Das hatten vor ihm viele fromme Menschen im Stil¬ len geglaubt und gelehrt, besonders die Waldenser im süd¬ lichen Frankreich, aber man hatte sie dafür verfolgt, gequält und gemordet; denn der Pabst fürchtete sich vor solcher Lehre. Nun hieß es auch wieder: Huß ist ein Ketzer, d. h. Jrrlehrer, man muß das nicht dulden. Damals stand es aber so übel in der ganzen Christenheit, daß Jedermann dachte: So darf es nicht länger gehn, mau muß es besser machen. Taufende von Priestern, Fürsten und Vornehmen kamen daher in Konstanz am Bodensee, an den Gränzen der Schweiz, zusammen, um zu be- rathen, was nran machen könnte. Eine solche Versammlung nannte mau Kirchenversammlung. Die werden sich doch nun Hussens angenommen haben? Ach nein, es Zeigte sich vielmehr, daß sie zum Bessern nicht taugten und selber die Finsterniß mehr liebten als das Licht. Huß wurde vor sie gebracht, Kaiser Siegismund hatte ihm versprochen, ihn gegen jede Gefahr zu schützen. Man forderte von ihm, er sollte widerrufen, was er gelehrt habe, und als er sagte, er wolle cs gerne thun, wenn die heilige Schrift anders lehre, so wollten sie ihn nicht weiter hören, warfen ihn in einen finstern Kerker, und sagten, man brauche einem Ketzer sein Wort nicht zu halten, und endlich wurde er lebendig ver¬ brannt, und ein Jabr darauf auch sein Freund Hieronymus von Prag. Ihre Feinde selbst mußten ihnen das Zeugniß ge¬ ben, daß sie mit großer Freudigkeit gestorben seien. Aber in Böhmen erklärten viele laut: Huß sei unschuldig, und sie wollten für seine Lehre Gut und Leben' lassen. Man ver¬ folgte sie. Da griffen sie endlich zu den Waffen, und es entstand ein igjähriger blutiger Krieg. Hussens Anhänger, die Hussi¬ ten genannt, thaten auch nicht, wie es vor Gott Recht ist, son¬ dern rächten sich an ihren Feinden. Kaiser Siegismund führte eilt großes Heer wider sie, aber unter ihrem Anführer Ziska schlugen ihn die Hussiten an allen Enden, und cs kam Schrecken und Angst über seine Soldaten, daß sie flohen. Die Hussiten fielen nun auch in die benachbarten Länder ein, plünderten und verbreiteten Schrecken weit umher. Jndeß wurden sie unter sich