30 \12* Sitten und Gebräuche zu den Zeiten Karls des Großen. Häusliches Leben und Feldbau. Zu den Zeiten Karls des Großen wimmelte zwar Deutschland, besonders im Norden, noch von heidnischen Be¬ wohnern; im Ganzen waren aber schon wichtige Fortschritte in der Cultur gemacht worden; noch bedeutender waren sie jedoch im südlichen Frankreich. In Deutschland sah man Hoch fast keine Städte, außer denen, die von den Römern erbaut worden waren. Desto bequemer waren die Landsitze oder Herrenhose eingerichtet. Um einen solchen Herrenhof lagen zunächst die Wohnungen der Werkleute, dann kamen die Bauerhöfe, von ihren Grundstücken umgeben. So ge¬ stalteten sich die Dörfer. Das Vieh war abgesondert von den Menschen und wohnte nicht mehr, wie vordem, mit sei¬ nem Herrn in einer Abtheilung der Wohnstube. So lebte der Edle — das heißt der Freie — gleich einem König in seinem Gebiete. In dem Hause waren nicht nur hübsche Zimmer, sondern daneben auch geräumige Sale angelegt, wo die Gäste empfangen und bewirthet wurden. Es fehlte auch nicht an den nöthigen Stallungen für Pferde, Kühe, Ochsen, Schweine, und in dem Hose, der mit einer Mauer umgeben war, liefen nicht nur Hühner, Gänse, Enten und andres Geflügel, sondern auch hübsche junge Baren, Hir¬ sche und Rehe herum. Ein solches Gut nannte man einen Hof, ein Gehöft, und mit den damit verbundenen Bauerhäusern machte es einen Weiler, ein Dorf. Aus mehren Weilern oder Dörfern entstanden Gemarkungen, und aus den Gemarkungen Gauen. So haben wir noch heut zu Tag diese letzte Benennung für den Rheingau, den Breisgau, den Thurgau k. Dieses Landleben auf zerstreuten Höfen, aus denen sich erst nach und nach ge¬ i