32 ^Gewerbe, Künste, Wissenschaften. Zu Karls des Großen Zeiten hatte man, eben so wie heut zu Tage, Fleischer, Bierbrauer, Töpfer, Maurer, Zimmerleute, Wagner, Sattler, Riemer, Weber, Schmie¬ de, Gold - und Silberarbeiter und dergleichen unentbehrliche Handwerker mehr; man arbeitete aber noch bei weitem nicht mit der Feinheit, der Zierlichkeit und dem guten Geschmack wie in den spatem Jahrhunderten. Von Fabriken und Ma- nufacturen war in Deutschland noch gar nicht die Rede; viel weiter war man aber bereits in Italien und Frankreich gekommen, denn schon wurden in Rom, Ravenna, Mai¬ land, Lyon, Arles, Tours, Wollenzeuge in großer Men¬ ge verfertigt und verschickt; auch verstand man da die Kunst Glas zu blasen und Degenklingen mit Gold einzulegen. Sei¬ denzeuge wurden aber in dem ganzen weitläufigen Reiche Karls des Großen nirgends gewebt; man bezog sie da¬ mals noch alle aus Konstantinopel. Zu seinen Zeiten und schon vor ihm baute man Kir¬ chen, Klöster, Pallaste, wie zu den unsrigen. Man hatte also Baumeister. Wie sahen aber ihre Gebäude aus? Es waren regellose Steinmassen ohne Zierlichkeit und Ebenmaß, große, feste, aber finstere, kalte, feuchte Behältnisse. Niemand in Deutschland verstand bis dahin die Kunst, Orgeln zu bauen und Schlaguhren zu verfertigen. Die erste Orgel erhielt Karls des Großen Vater von dem grie¬ chischen Kaiser Konstantinus Kopronyacus zum Ge¬ schenke, und verschenkte sie wieder an die Corneliuskirche zu Compiegne. Man staunte dieses Meisterwerk an und konnte seinen Bau nicht begreifen. Die damaligen Schriftsteller er¬ zählen, daß diese bewundernswürdige Maschine bald das Rollen des Donners, bald den süßen Ton der Flöten nach¬ ahme, und eine Frau, die sie zum ersten Male spielen hörte,