168 lang nichts als Zugemüse, Brot und Wasser zu ihrer Nahrung erhielt. Im Jahr 1725 starb ihr allzuharter Gemahl an ei¬ ner häßlichen Krankheit, einer Folge seiner Ausschweifun¬ gen, und Katharina bestieg statt seiner den russischen Thron. Eudoxiens Schicksal wurde aber damit um nichts gemildert; im Gegentheil, sie hatte schmerzlich zu empfinden, daß es in der Hand ihrer Feindin lag. Sie wurde aus ihrem Kloster, das man nicht für sicher hielt, auf die Festung Schlüsselburg gebracht, wo ihr alle ihre Frauen genommen, und ihr Niemand, als eine alte häßliche, kränkliche Zwergin, die selbst der Pflege bedurfte, zu ihrer Bedienung gegeben wurde. Selbst mußte sie sich nun ihr Feuer anzünden, ihre Stube reinigen, ihr Bett machen. Sie fügte sich in Alles, das Leben hatte keine Gewalt mehr über sie. In ihrem abscheulichen Kerker waren Rat¬ ten und Mäuse den Tag über ihre Gesellschafter, des Nachts die Störer ihrer Ruhe. Sie durfte an Niemand schreiben, mit Niemand sprechen; sogar ein Priester war ihr versagt, der ihre Beichte hörte und ihr das Abend¬ mahl reichte. Die Mauern ihres Gefängnisses waren mit Wachen umstellt. So oft sie sich einander ablöseten, mu߬ ten sie sich erst ganz entkleiden, ob sie nicht etwa verbor¬ gene Briefe bei sich hätten, denn es war bei Strafe des Stranges verboten, ihr etwas Schriftliches zuzustellen. So lebte die unglückliche Eudoxia wieder zwei lange Jahre elender und gedrückter als die gemeinste Gefangene. Sie war alt und grau geworden unter ihren langen Lei¬ den und hatte keine Hoffnung, sie enden zu sehen, als einst unerwartet sich die Thüren ihres schauerlichen Ge¬ fängnisses öffneten, und bekannte Stimmen sich hören ließen. Sie schaute auf, und ihre Augen wurden vom Fackelglanz und dem schimmernden Gefolge reichgekleideter