Dreißigjähriger Krieg. i/5 Geschichte war in ihm, und wer wagt es, zu be¬ stimmen, wo ein solcher Geist sein Ziel gefunden hättet Ein Genosse seiner Zeit, dessen Unheil als unbestochen gelten kann, der Graf Gualdo, ein Venetianer und Katholik, der sich verschiedene Jahre sowohl bei den kaiserlichen als schwedischen Heeren aufgehalten, schildert des Königs große Eigenschaften auf folgende Weise : „Gustav war großgebaut, sagt er, stark, von königlichem An¬ sehen, welches die Herzen mit Ehrerbietung, Ver¬ wunderung , Liebe und Furcht erfüllte. Sein Haar und Bart waren blond, das Auge groß, aber nicht in die Ferne sehend. Von seiner ersten Jugend an hatte der Krieg für ihn großen Reiz, und Ehre und Ruhm waren seine Leidenschaft. Auf selner Zunge wohnte Beredsamkeit, Anmuth und Leutseligkeit waren in seiner Unterhaltung. Es ist kein Feldherr, dem man mit solcher Nei¬ gung und Ergebenheit gedient, als ,hm. Er war freundlich, lobte gern, und tapfere Handlungen blieben unauslöschlich in seinem Gedächrniß. Aber höfisches Wesen und Schmeichelei hasste er, und wenn einer sich ihm auf solche Weise nähre, so konnte er, sein Vertrauen nicht gewinnen. Gegen die Ausschweifungen der Soldaten war er streng, und sehr besorgt für die Sicherheit des Bürgers und Landmanns. AlS ihm, nach der Eroberung einer katholischen Stadt, Einige riethen, die Bür¬ ger streng zu behandeln und ihnen neue Gesetze zu geben, antwortete er: „Die Stadt ist nun mein und nickt mehr des Feindes. Ich bin ge» kommen, der Freiheit die Fesseln abzunehmen, nicht sie in neue zu schlagen. Lasse man sie leben, wie sie bisher gelebt; ich gebe denen keine neue Gesetze, die sc zu leben wissen, wie sie ihre Re¬ ligion gelehrt hat." „Bei der Behandlung der Protestanten und Katholischen machte er kernen Unterschied. Sein Grundsatz war, daß jeder ein Rechtgläubiger sey, der sich den Gesetzen gemäß verhalte. Die Men-