102 Zweiter Zeitraum. Horn, Einl. in die Apokryphen des A. T. Leipzig, 1796. 8.) Palästina erhielt am Anfänge dieses Zeitraums durch Cyrus einen Theil seiner ehemaligen Bevölkerung zurück, während der andere und wohlhabendere in Babylonien blieb, wo er sich angekaust und eingerichtet hatte; auch wandte sich damals eine jüdische Kolonie nach Aegypten. Das Land ge¬ hörte, während der persischen Herrschaft, zur Satrapie von Syrien, wohin auch gewöhnlich Phönicien gerechnet ward. So unbedeutend damals Palästina in politischer Hinsicht war; so waren doch in religiöser Beziehung die Juden nun von der Abgötterei geheilt, seit sie ihre Gefan¬ genschaft in Babylonien als Strafe derselben ansahen. Sie hielten mit ängstlicher Sorgfalt über die mosaische Verfas¬ sung , ob diese gleich den damaligen politischen Verhältnissen des Landes nicht völlig mehr anpaßte. Zugleich hatten die aus der Gefangenschaft zurückkehrenden Juden manche neue Begriffe in Babylonien aufgefaßt, die man in ihren seit die¬ ser Rückkehr geschriebenen (apokryphischen) Büchern un¬ möglich verkennen kann. Um die neue Gestaltung der zurückkehrenden Kolonie er¬ warben sich Se ruba bel, E sras undNehemias bedeu¬ tende Verdienste; besonders ließ der letztere Jerusalem be¬ festigen und Synagogen errichten, wo das Gesetzbuch vor¬ gelesen ward. Doch längst schon hatte die von Samuel ge¬ stiftete Prophetcnschule aufgehdrt, und an die Stelle der früher» heiligen Dichtkunst trat jetzt die Beschäftigung mit sinnreichen Sprüchen (Gnomen). Nachtheilig war es, daß die Juden, die damals zunächst unter einer Priesteraristo¬ kratie standen, an deren Spitze der Hohepriester als Lehns¬ träger der persischen Könige erschien, den Samaritanern, die Cyrus aus der assyrischen Gefangenschaft ebenfalls zu- rückgchen ließ, es aus religiösem Eifer verweigerten, mit ihnen zu Einem politischen Ganzen zufammcnzutreten, obgleich ihre Königsfamilien erloschen waren. Denn seit dieser Zeit war zwischen beiden Kolonieen, bis herab auf ihre Einver¬ leibung ins römische Reich, eine ununterbrochene Abneigung und feindselige Stimmung.