382 Neueste Geschichte, i. Zeitt. r. Abschn. unzeitigen Mißtrauen geleitet wurden, daß der Pavst ihnen nachtheilige Absichten bey der Einführung des neuen Kalenders habe. Zweytes Kapitel. Politisches Verhältniß der Nationen. $. i. Schauplatz der Begebenheiten. Älle Nationen Europens standen in einem politischen Zusam¬ menhänge. Das österreichisch-spanische Haus war die herr¬ schende Macht irn Westen und Süden. Die vereinigten Nieder¬ lande una England gründeten ihre Macht. Im Norden erhielt Schweden die Uebernracht. Das osmanische Reich stieg!im Anfänge dieses Zeitraums bis zu einer furchtbaren Macht, fing aber bald darauf an wieder zu sinken. H. 2. Charakter dieses Zeitraums. Die Reformation bewirkte überall, wo sie sich zeigte, außerordentliche Erschütterungen, indem diejenigen Parreyen, die durch politische Streitigkeiten getrennt waren, gewöhnlich dieselbe zum Vorwände ihrer Kriege gebrauchten. So nachthei- lig sie in dieser Rücksicht für manche Lander war, so ist doch auf der andern Seite nicht zu verkennen, daß durch dieselbe offenbar eine größere Denkfreyheit sowohl über religiöse als po¬ litische Gegenstände verbreitet wurde. Die Begierde, neue Länder aufzusinden, gehört ebenfalls zu den charakteristischen Zügen dieses Zeitraums. Die Entdeckung jener Länder war die zweyte Quelle großer Veränderungen in Europa. Sie hatte eine entschiedene Wirkung auf die Staatsverhandlungen, auf den innern Zustand Europens und auf die Erweiterung der menschlichen Kenntnisse. j. ;. Deutschlands politisches Verhältniß. Deutschland, im Ganzen genommen, ward politisch schwä¬ cher, so wie auch die Gränzen seiner Oberhoheit verengert wur¬ den. Hingegen war das Haus Oestreich zu einer für Deutschland und ganz Europa gefährlichen Ueberlegenheit ange¬ wachsen. Es besaß, außer den deutschen Provinzen, die bur-, gundischen Länder, Spanien, Neapel, Sicilien, Mailand, Böhmen und Ungern. Als man Karl den V. auf den deutschen Thron setzte, wäre es um Deutschlands Staatssystem vielleich