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Wissenschaften und Künste theils auf Schulen und
Universitären besonders vorgetragen werde, theils eine
ganz andere Behandlungsart erfordere. Wird denn die
Geschichte der alten Literatur und Kunst nicht auch be¬
sonders und oft viel genauer auf unfern nieder» uud
höher» Lehranstalten vorgetragen, als jene? Und was
die Behandlungsart betrifft, so sehe ich nicht ein, war¬
um die größere Masse des Neuen anders dargeftellt wer¬
den müsse, als die kleinere des Alten. Macht man
doch bey der Erzählung der politischen Begebenheiten
zwischen der alten und neuen Welt keinen wesentlichen
Unterschied! Freylich ist es bey den großen Fortschritten
so vieler Nationen in Wissenschaften ^und Künsten, und
bey der Schreibseligkeit der heutigen Schriftsteller,
schwieriger, das ganze Gebiet dieser Fächer in den
neuern als in den ältcrn Zeiten zu übersehen; aber einen
Unterschied in der DarsteUungsart a» und für sich kann
cs nicht begründen. Nur die Schwierigkeit der lieber-
sicht also ist es, welche die meisten Verfasser der ge¬
schichtlichen Lehrbücher abgcschreckt hat, die neuern
Zeilen in jener Rücksicht eben so zu behandeln, als die
alleren.
Wenn aber der gelehrte Nemer das Lob verdient,
daß er seinem Plane vom Anfänge bis zum Ende treu
geblieben ist, welches ihm bey den vortrefflichen Biblio¬
theken, die ihm zu Gebote standen, vielleicht nicht so
schwer fiel, als es manchem andern gewesen seyn würde,
so entstehen doch zwey Fragen; erstens: ist überhaupt
die allgemeine Geschichte nach jenem Plane zu behan¬