30 zu ziehen. Allein ihre Rohheit und Unmenschlichkeit wandte bald alle Ge- müther und Arme gegen sie, und Luther selbst schrieb ein Buch gegen die Aufrührer in welchem er sagt: „Ein Fürst und Herr muß hier denken, wie er Gottes Amtmann und seines Zornes Diener ist, dem das Schwert über solche Buben befohlen ist." Wie durch Schriften, so ließ er es auch durch sein mündliches Wort sich angelegen sein, den Aufruhr zu stillen. Er reiste von Wittenberg nach Mansfeld, Eisleben, Stolberg, Nord¬ hausen, Erfurt, Weimar, Orlamünde und Kahla, predigte und ermahnte zum Frieden und würde auch noch in anderen Städten die Em¬ pörung zu steuern gesucht haben, wenn nicht gerade der Tod des Kurfürsten Friedrich eingetreten wäre und ihn eilig nach Wittenberg zurück ge¬ rufen hätte. Desohngeachtet wuchs die Empörung fortwährend, und wenn auch die Bauern durch den Schwäbischen Bund hier und da nachdrücklich geschlagen wurden, so fuhren sie doch anderwärts fort, die rohe Gewalt geltend zu machen. Unglücklicherweise hatte sich gerade auch eine höchst schwärmerische Partei, bekannt unter dem Namen Wiedertäufer, erhoben, welche neben anderen unsinnigen Lehren auch die hatten, die Kindertaufe als unzureichend anzusehen und deshalb die Erwachsenen noch einmal zu taufen. An der Spitze dieser Schwärmer stand ein fanatischer Prediger, Thomas Münzer aus Stolberg, der gerade jetzt in Mühlhausen sich aufhielt, für einen Auserwählten Gottes sich ausgab, der da gesandt sei, das weltliche Regi¬ ment umzustürzen, Reiche und Arme gleich zu machen. Unter diesem Vor¬ wände verjagte er den Rath der Stadt, erhob sich zum Oberhaupte, beraubte Kirchen und Klöster und verübte die abscheulichsten Gewaltthätigkeiten. Ihm hatte sich ein Gleichgesinnter, der ausgetretene Prämonstratenser Pfeifer an¬ geschlossen, mit dem er Züge in die Nachbarschaft unternahm, um seine Macht und Herrschaft zu verbreiten. In einem Briefe an den Grafen Al brecht von Mansfeld, von dem er Unterwerfung forderte, nannte er sich: „Thomas Münzer mit dem Schwerte Gideonis." Bei den Gewaltthätigkeiten, welche die wiedertäuferische Rotte mit den Bauern verübte, fühlte sich Luther gedrungen, zur gewaltsamen Unterdrückung der fanatischen Gräuelthaten drin¬ gend aufzufordern; er that dieß in seiner „Schrift wider die räuberi¬ schen und mörderischen Bauern," deren Sünde um so größer sei, weil sie dieselbe sogar „mit dem Evangelium verdecken." Er erklärt hier: „Wer Schwäbische Bund, auf dem einsamen Schlosse zu Hornbcrg verbannt zu leben, ohne je die Marken desselben zu verlassen. Sechzehn Jahre lebte er hier mit seiner Gattin Elisabeth, bis er vom Kaiser Karl V. befreit wurde und noch im hohen Alter demselben auf dem Feldzuge gegen Frankreich folgte. Er überlebte seinen Kaiser und schrieb seine Abenteuer in der Sprache der damaligen Zeit auf. Aus diesem Buche, das noch vorhanden ist, hat Göthe das treffliche Gemälde eines deut¬ schen Ritters, das Schauspiel: Götz von Berlichingen, geschöpft. Götz von Berlichingen starb im 80. Jahre seines Lebens, 1562.