200 der Sache der Belgier an und erwirkte durch eine Conferenz der fünf Großmächte zu London die Anerkennung ihrer Unabhängig¬ keit (20. Dec. 1830). Bald begann indeß der Kampf mit den Holländern von neuem, als der belgische Nationalcongreß den Prinzen von Sachsen-Coburg zum Könige erwählt hatte (4. Juni 1831). Die Belgier wurden von den Holländern bei Löwen geschlagen; diese mußten indeß sich zurückziehen, als Frankreich nun ein Heer unter Gérard in Belgien vorrücken ließ. Bald darauf sendete Casimir Perrier auch eine Erpedition nach Ancona, um durch die Besetzung dieser Stadt, den französischen Einfluß in dem tief aufgeregten Italien gegen E>streich aufrecht zu halten. Er erlag übrigens schon 16. Mai 1832 der Cholera, die um diese Zeit mit großer Heftigkeit in Paris wüthete. 4) Nun trat Louis Philipp selbst mehr in den Vorder¬ grund und war die Seele des Systems, das trotz mehrfachem Wechsel der Ministerien (der Doctrinärs unter So ult und Broglie 1832, des Marschalls Gérard 1834, des Grafen Mole 1836, Thiers 1840 und nach dessen baldigem Austritt Guizot's) im Wesentlichen beibehalten wurde. Übrigens schien sich Louis Philipp, seit Guizot an der Spitze seines Ministeriums stand, mehr und mehr zur alten Negierungsweise Hinzuneigen und die Interessen seiner Familie vor denen des französischen Volkes zu wahren. Die Julirevolution, die ein Bürgerkönigthum und eine volksthümliche Regierung versprochen hatte, erschien bald nur als ein Thronwechsel mit Beibehaltung einer Politik und einer bloßen Klugheitsmoral, die einer frühern Zeit ange¬ hören und mit dem bessern Bewußtsein der Menschen und Völker längst im Widerspruch stehen. 5) So ward Louis Philipp der Mehrheit der Nation nach und nach mißfälliger, als Karl X. es war, und nicht Wenigen selbst verhaßt. Noch hofften übrigens Viele von einer Reform der Deputirtenkammer, die, kurzsichtig wie sie war, in ihrer Mehrheit das herrschende System unglücklicherweise hartnäckig unterstützte, den Eintritt einer mehr volksthümlichen Negierung. Zu diesem Zwecke verlangte man eine Erweiterung des durch einen Census sehr beschränkten Wahlrechts auf eine größere Anzahl von Wählern. Seit 1846 wurden fast überall in Frankreich so¬ genannte Reformbankette gehalten, bei denen der Gang der Re¬ gierung und die Mittel, deren sie sich zur Durchführung ihrer Pläne bediente, besprochen wurden. Als dies mit immer größerer Bitterkeit geschah und auch zu Paris am 22. Febr. 1848 ein solches Reformbankett gehalten werden sollte, so glaubte die Re¬ gierung mit einem Verbote einschreiten zu müssen und beschränkte das Vereins- und Versammlungsrecht. 6) Der Aufregung über dies Verfahren der Regierung folgte am 23. Februar 1848 ein Aufstand des Volkes zu Paris , der