185 als Wittwensitze reicher Familien gestiftet. In . dem Volk war noch viel heidnischen Aberglau¬ bens, nur mit christlichem Namen; noch immer waren Leute, die sich mit Wind- und Werrer- machen adgabcn, die, wie vormals ans den Ru¬ nen, so jetzt durch Aufschlagen der Bibel pro- phczeieren, bei Felsen und Quellen Opfer brach¬ ten, und sich unter dem Schutz eines Heiligen, wie ebmals eines Götzen, verbanden. Will ein Regent in solcher Zeit das Zepter sicher führen, so muß er über die beschränktcu Ansichten seiner Zeitgenossen erhaben und im Kla¬ ren über die Natur des Menschen sein, die sich so in die Fesseln des Aberglaubens schlagen läßt, daß eine freiere Regung des Geistes unmöglich wird. Ludwig der Fromme, der das Reich des Vaters erbte, war ein befangener Andächt¬ ler; kein Wunder, wenn er, statt Andere zu beherrschen, sich von der Geistlichkeit schmählich gängeln ließ. Wie sein Geist ohne Klarheit war, so harke auch sein Charakter keine Entschieden¬ heit; darnm ist sein Leben und Schicksal nur das große Bild seines von Gefühlen unsicher bewegten Inneren. * x Die unglückliche Idee, die bereits Karl der Große durch die Theiiung von 806 in's Leben zu rufen versucht, hatte Ludwig ausgenommen und theilte im I, das Reich so untör seine drei Söhne, daß der älteste, Lothar, die Mit- regenkschaft, der mittlere, Pipiu, Aquitanien und der jüngste, Ludwig, Baiern bekam, Ita¬ lien aber bei Bernhardten, dem Sohne sei¬ nes (tm I. 810) verstorbenen Bruders Pipin verblieb. Diese Idee wurde, einmal durchge¬ führt, die Klippe, an der das Lebensglück Lud- wig's scheikerre. Schon im selben Jahr (817) versuchte Bernhard, durch böse Rathgeber vers