Dritte Periode. Von Karl dem Großen bis zu dem Anfänge der Kreuz- züge oder von 768 bis 1096 nach Christi Geburt. i. Das fränkische Reich unter Karl dem Großen. Nach dein Tode Pipins (768) fiel daS große fränkische Reich an dessen Sohne Karl und Karlmann. Als aber der letztere nach drei Jahren schon gestorben, und seine Wittwe mit ihren beiden unmündigen Söhnen nach Italien zu ihrem Vater, dem Longobardenkönige Desiderius, geflohen war, gelangte Karl zum Alleinbesitze des väterlichen Erbes (771 — 814). Mit einem kraftvollen, hochstrebenden Geiste suchte er nun sein Reich auf den höchsten Gipfel der Macht und des Ansehens zu erheben, alle Völker germanischen Stammes unter einem Zepter zu ver¬ einen, sie durch die christliche Religion, durch bessere Erziehung und durch Künste und Wissenschaften zur Gesittung zu führen, und so aus den Trümmern der durch die Völkerwanderung unter¬ gegangenen alten Welt eine neue zu schaffen, die ans ganz Europa durch ihre Einrichtungen und Gesetze vortheilhaft zurück wirken sollte. Er benützte daher, weil alles Verdienst und aller Ruhm seines Zeitalters in den Waffen lag, jede Gelegenheit zu Kriegen, hielt seine mächtigen Vasallen dadurch in steter Thätigkeit und hinderte sie, Plane gegen seine eigene Herrschaft auszuführen. So kam eS, daß von den sechs und vierzig Jahren seiner ruhm¬ reichen Regierung nur ein einziges (790) ohne einen Feldzug verfloß. A