312 Erste Periode nach Italien flohen, literarische Schätze mitbrachten, dieselben ver¬ breiteten und ernste Beschäftigung mit den Alten, besonders mit platonischer Philosophie, in den Gang brachten. Durch die Erfindung der Buchdruckerkunst schritten die Wissenschaften über die Schwellen der engen Klosterzelle; die Werke der classischen Literatur wurden durch sie ein Gemeingut der Mensch¬ heit; allen Nationen standen nun die Schätze der gesammelten Er¬ fahrungen aller Jahrhunderte offen; in ihr lagen die Mittel, durch welche am kräftigsten auf die Entwickelung des menschlichen Gei¬ stes gewirkt werden konnte. Die Entdeckung von Amerika (1492) und des Seeweges nach Ostindien (1498) vermehrte nicht nur die Kenntnisse der Europäer in der Erd- und Völkerkunde, sondern auch die Reich- thümer. Der Ueberfluß jener Länder an herrlichen Pro¬ dukten, besonders an edlen Metallen, reizte die Habsucht, da¬ selbst Eroberungen zu machen. Doch erst durch die Grün¬ dung von Eolonieen in andern Erdtheilen erhielt die euro¬ päische Schifffahrt vorzügliche Wichtigkeit. Seitdem» umfaßte der europäische Handel alle Länder der Erde, veranlaßte neue Ent¬ deckungen in bisher unbekannten Meeren und Reisen um die Welt. Die großen Dorrheile der Venetianer, Genueser und der deutschen Hansa mußten nun an die Spanier und Portugiesen, die ersten Gründer überseeischer Eolonieen, übergehen. Bald nahmen auch die Holländer, Franzosen und Engländer immer lebhaftern Antheil an dem Eolonialspsteme und verbesserten die Einrichtung desselben. Seitdem vermehrte sich der Absatz von Colonialwaaren so, daß sie, die sie früherhin nur Lurusgegenstand und selten Genuß der Reichen waren, jetzt zum Theit Bedürfniß auch des Aermsten in Europa geworden sind. Die italienischen und Türkenkriege des 16. Jahrhunderts ver- anlaßten die Gründung eines europäischen S t a a t e n sy st e ms, dessen Zweck die Aufrechthaltung des politischen Gleichgewichtes zur Siche¬ rung der Freiheit aller Staaten war. Man ließ nämlich nicht zu, daß irgendein Staat seine Macht unverhältnismäßig vergrößerte, und suchte das Nebeneinanderseyn mehrerer Staaten vom ersten, zwei¬ ten und dritten Range zu erhalten,'wodurch die einzelnen Staa¬ tes Europa'ö daö Ansehen Eines großen Staates bekamen, dessen