362 Zweite Periode Städte, Güter und Rechte an sich zu reißen, die jemals damit verbunden waren. Er ließ daher im I. 1680 zu Metz, Breisach und Besanoon sogenannte Reunionskammern niedersetzen, um alle Dependenzen auszumitteln, und diese dann sogleich in Besitz nehmen, ohne auf die Gegenvorstellungen der deutschen Reichsstände zu achten. VDen Kaiser zwang ein neuer Türkenkrieg, einen zwan- zigjährigen Waffenstillstand mit Frankreich zu schließen (1684), worin diesem unter mehrern andern Plätzen auch Straßburg vor¬ läufig abgetreten wurde. Im Einverständnisse mit Ludwig XIV. waren die Türken unter dem Großwessir Cara Mustapha, als Bertheidiger der Ungarn, die sich in ihren Rechten für gekränkt hielten und unter Anführung des Grafen von Tökely sich von der österreichischen Oberherrschaft befreien wollten, biö Wien vorgedrungen. Der Kaiser flüchtete sich nach Linz und von da nach Passan, Graf von Starhemberg aber vertheidigte, durch den Herzog Karl von Lothringen kräftigst unterstützt, die Wälle Wiens, welche mehr Trümmerhaufen glichen, so tapfer, daß Johann Sobiesky, König von Polen, Zeit gewann, in Verbindung mit den deutschen Fürsten nach einer mörderischen Schlacht Wien zu entsetzen (12. Sept. 1683). Die Türken ergriffen die Flucht und ließen ihr Lager mit einer unermeßlichen Beute in den Händen der Sieger. Doch dauerte der Krieg mit den Türken noch fünfzehn Jahre fort und wurde erst nach drei großen Siegen der Kaiserlichen (beiMohacz, Salankemen und Zentha) durch den Frieden zu Karlowitz (1699) beendigt. Ungarn nördlich der Marosch und westlich der Theiß, sowie Slavonien und Siebenbürgen wurden dem Kaiser zugesichert. Während noch der Krieg in den österreichischen Erbländern wüthete, begann Ludwig XIV. aus habsüchtigen und andern nich¬ tigen Gründen den dritten Raubkrieg. Es brach im I. 1688 ein französisches Heer in die Pfalz ein und verheerte dieses schöne Land auf eine schreckliche Weise. Die Residenz des Churfürsten, das schöne Heidelberger Schloß, Mannheim, Worms, Speyer, Kreuznach, Baden und viele andere Städte und Ortschaften wurden in Asche gelegt, die Einwoher auf's französische Gebiet gelrieben und das Landvolk mit Gewalt zum katholischen Glauben gezwungen. Bis tief in den schwäbischen Kreis verbreitete der Mordbrenner