64 keine Furcht vor Gott im Herzen wohnt. Seine gränzenlose Herrschsucht machte ihn zum blutdürstigen Tiger gegen die, welche ihm im Wege standen, oder seinen Argwohn aufregten. In allen ihm unterworfenen Städten ließ er Ströme von Blut stießen. Seine Gefängnisse reichten nicht hin, alle die ihm Ver¬ dächtigen zu fassen; er ließ daher neue bauen, und besuchte sie oft selbst, um sich zu überzeugen, daß durch keinen Spalt ein verlorener Sonnenstrahl eindringe, und sich an den Qualen der Unglücklichen in diesen finstern, höllenähnlichen Löchern zu wei¬ den. Manchen ließ ec die Augen ausquetschen, oder Nasen und Beine abschneiden, und gab sie dann dem öffentlichen Elende Preis. #) Die besiegten Lombarden baten jetzt um Frieden; aber der Kaiser wollte durchaus, daß sie sich auf Gnade und Ungnade ergäben. Dessen weigerten sie sich aber; lieber woll¬ ten sie unter ihren Schilden sterben, sprachen sie, als vor Hun¬ ger oder am Galgen umkommen. Man redete dem Kaiser zu, an das Beispiel seines Großvaters Friedrichs 1. zu denken. „Ihr habt ein so schönes Reich," sprach einer, „ihr habt alles, was einen Menschen beglücken kann. Um Gottes Willen, warum stürzt ihr euch in diese neue Fehde?" — „Es ist war," ant¬ wortete Friedrich, „aber der Ehre wegen kann und will ich nicht zurück." Als wenn es eine größere Ehre gäbe, als Menschlich- *) Dieser Tyrann lebte noch bis 9 Jahre nach Friedrichs 2. Tode- Da endlich kam des Himmels Rache über ihn. Er wurde in ei¬ ner Schlacht verwundet, und von den Mailändern gefangen genom¬ men- „Der gefangene Ezzelino," erzählt ein alter Geschichtsschrei¬ ber, „verschloß sich in drohendes Schweigen- Er heftete den trot¬ zigen Blick auf die Erde; kein Laut entfuhr ihn«. Indessen strömten von allen Seiten Volk und Soldaten herbei, um diesen einst so gewaltigen Mann zu sehen, dem an unmenschlicher Grau¬ samkeit noch kein Fürst der Erde geglichen hatte, und laut erscholl aller Orten der allgemeine Jubel." Man ließ seine Wunden verbinden, er aber wies die Aerzte unwillig zurück, riß seine Wun¬ den auf, und walzte sich auf dem Boden seines Gefängnisses. „Ueberantwortet dem Hunger und dem Durst" — so fahrt jener fort — „voir ekelhaftem Gewürm aufgezehrt, nach entzogener Lust schnappend, starb er an dem Schmerzensort, den er selbst her¬ vorgerufen hatte, des jämmerlichsten Todes."