135 sein Amt niederzulegen, und nach Florenz zu gehen, wo ihn ein reicher Freund (Salviati) bei sich aufnahm. In dessen Hause lernte ihn ein venetianischer Senator (Sagredo) kennen; und dieser brachte es dahin, daß Galilei nach Padua als Lehrer der Mathematik berufen wurde. Hierhin strömte nun eine Menge Schüler herbei, ihn zu hören; auch ältere Leute besuchten seine Vorlesungen; selbst Fürsten und Prinzen kamen nach Padua, um seine Bekanntschaft zu machen. Dabei machte er hier viele nützliche Erfindungen, z. B. die hydrosta¬ tische Wage. Er soll das Thermometer zuerst erfunden haben, dessen Erfindung man sonst auch dem Holländer Cornelius Drebbel zu¬ schreibt; er erfand ein Mittel, die Kraft des Magnets bedeutend zu verstärken. Seine wichtigste Entdeckung war aber die der Ferngläser. Folgendes Ereigniß hatte ihn zuerst darauf geleitet. Die Kin¬ der eines .Brillenmachers in Middelburg in Holland, Cornelius Jansen, spielten einmal im Jahre 1609 mit mehreren Gläsern aus ihres Vaters Werkstatt Dabei hielten sie ein convex und ein concav geschliffenes hinter einander, sahen hindurch, und erstaunten, als sie den Wetterhahn des Kirchthurms, nach welchem sie ihre Gläser ge¬ richtet hatten, so nahe erblickten. Sie erzählten ihre Entdeckung dem Vater, und der benutzte sie, um zwei solche Gläser in ein Rohr zu¬ sammenzusetzen. Da er aber kein denkender Kopf war, so wendete er das neue Instrument zu nichts anderem an, als zur Spielerei und Befriedigung der Neugier. Ganz anders war es mit Galilei. Kaum hörte er noch in dem¬ selben Jahre von jener Entdeckung, so eilte er auch, sie aufs weiseste zu nutzen. Er kaufte eine Menge geschliffener Gläser von verschiedener Größe; nach wenigen Tagen hatte er schon die Art erfunden, wie zwei und zwei zusammengesetzt werden müßten, um entfernte Gegen¬ stände dem Auge näher zu bringen Das erste Fernglas der Art ver¬ größerte nur neun Mal. Nach sechs Tagen reiste er nach Venedig, und setzte hier ein zweites zusammen, welches sechzig Mal vergrößerte, und ehe er noch von hier zurückreiste, brachte er noch ein drittes zu Stande von einer tausendfältigen Vergrößerung. Aber sein Haupt¬ verdienst bestand in der Anwendung der Erfindung auf die erhabenste aller menschlichen Wissenschaften, die Sternkunde. Er richtete das neuerfundene Instrument gen Himmel, und siehe da! Tausende von Welten, die bisher dem Auge verborgen geblieben waren, zeigten sich ihm nun, und nun erst erkannte man mit Bestimmtheit, wie unrichtig die Systeme des Ptolemäus und des Tycho de Brahe, und wie rich¬ tig das copernicanische sey. Zuerst betrachtete Galilei den Mond, und erkannte hier, daß die Flecken Berge, Thäler und vielleicht Meere wä¬ ren, ja er berechnete schon die Höhe der Mondberge aus ihrem Schat¬ ten. Ferner entdeckte er, daß die Planeten kein eigenes Licht hatten,