165 hatte, sprach er: „Nicht leichtsinnigerweise stürze ich mich und euch irr diesen neuen, gefahrvollen Krieg. Mein Zeuge ist der allmächtige Gott, daß ich nicht aus Vergnügen fechte. Der Kaiser hat mich in der Person meiner Gesandten aufs grausamste beleidigt; er hat meine Feinde unterstützt; er verfolgt meine Freunde und Brüder, tritt meine Reli¬ gion in den Staub, und streckt die Hand aus nach meiner Krone. Dringend flehen uns die unterdrückten Stände Deutschlands um Hülfe, und wenn es Gott gefallt, so wollen wir sie ihnen geben. Ich kenne die Gefahren, denen mein Leben ausgesetzt seyn wird; nie habe ich sie vermieden, und schwerlich werde ich ihnen ganz entgehen. Bis jetzt zwar hat mich die Allmacht wunderbar behütet; aber ich werde doch endlich sterben in der Vertheidigung meines Vaterlandes. Ich über¬ gebe euch dem Schutze des Himmels. Seyd gerecht, seyd gewissenhaft, wandelt unsträflich, so werden wir uns in der Ewigkeit wieder begeg¬ nen. — An euch, meine Reichsräthe, wende ich mich zuerst. Gott erleuchte euch, und erfülle euch mit Weisheit, meinem Königreiche stets das Beste zu rathen. — Euch, tapfrer Adel, empfehle ich dem gött¬ lichen Schutze. Fahrt fort, euch als würdige Nachkommen jener hel- denmüthigen Gothen zu beweisen, deren Tapferkeit das alte Rom in den Staub stürzte. — Euch, Diener der Kirche, ermahne ich zur Verträglichkeit und zur Eintracht. Seyd selbst Muster der Tugenden, die ihr predigt, und mißbraucht nie eure Herrschaft über die Herzen meines Volks. — Euch, Depurirte des Bürger- und Bauernstandes, wünsche ich den Segen des Himmels, eurem Fleiße eine erfreuliche Erndte, Fülle euren Scheunen, Ueberfluß an allen Gütern des Lebens. — Endlich für euch Alle, Gegenwärtige und Abwesende, schicke ich aufrichtige Wünsche gen Himmel. Ich sage euch Allen mein zärtliches Lebewohl; ich sage es vielleicht auf ewig!" So endete der König. Ihm flössen die Thränen die Wangen herunter, und in der ganzen Versammlung hörte man nichts als Seufzen und Schluchzen.X Mit einem kleinen, aber ausgesuchten, und in dem Kriege mit Polen trefflich geübten Heere (nur 15,000 Mann) schiffte er sich ein. Eine Unzahl von Zuschauern stand am Ufer, und schickte die heißesten Gebete für ihren frommen König gen Himmel. Unter dem Heere waren ausgezeichnete Generale, die sich damals großen Ruhm erwar¬ ben: Gustav Horn, Banner, Baudissin, Teufel, auch der alte Heinrich Matthias von Thurn. Am 24. Juni 1630 lan¬ dete er an der Mündung der Peene, Usedom gegenüber, an der pom- merschen Küste. Als er, der Erste, ans Land gestiegen war, kniete er, vor den Augen des ganzen Heeres, auf deutscher Erde nieder, und betete: „O Gott, der du über Himmel und Erde, Wind und Meer herrschest, wie soll ich danken, daß du mich auf dieser gefahrvollen Reise so gnädig beschützt hast! Ja, ich danke dir vom innersten Grunde