232 Vater Georg Wilhelm gefolgt war. Wahrend er — wie schon oben erzählt — gegen die Franzosen ausgezogen war, sielen ihm die Schwe¬ den unter Wrangels Anführung ins Land; denn Ludwig hatte mit König Karl 11. von Schweden ein Bündniß geschlossen, und ihn be¬ wogen, ein Heer von Vorpommern aus, welches seit dem westphälischen Frieden den Schweden gehörte, nach der Mark zu schicken, um den Kurfürsten von der Verbindung mit den Niederländern abzuziehen. Aber Friedrich Wilhelms Treue wankte nicht. Als dieser, der damals in Franken stand, von seinen Märkern dringend gebeten wurde, um¬ zukehren und die Schweden zu vertreiben, antwortete er ihnen: „die Schweden irren sich sehr, wenn sie glauben, daß sie mich durch ihren Einbruch zur Untreue gegen meine Bundesgenossen nöthigen werden; ich bedaure das Schicksal meiner Unterthanen, aber sie müssen so lange in Geduld stehen, bis ich ihnen mit meiner ganzen Macht zu Hülfe kommen kann." Dies war ihm erst nach einem halben Jahre möglich. Im Jun. 1675 brach er plötzlich aus Franken auf, zog wie im Fluge nach Magdeburg, ohne daß die Schweden, die in und um Rathenow standen, das Geringste merkten, ging in aller Stille über die Elbe, und überfiel sie mitten in der Nacht in ihren Quartieren, als sie den Kurfürsten am wenigsten erwarteten. In wilder Flucht brachen sie auf, und zogen zurück, Friedrich Wilhelm ihnen mit der Reiterei rasch nach, holte sie bei Fehrbellin, einem Städtchen in der Mark, ein, und lieferte ihnen hier am 28. Jun. 1675 ein so glückliches Treffen, daß sie Geschütz und Gepäck stehen ließen, und nach Pommern zu¬ rückflohen. Die übrigen Vorfälle dieses und des folgenden Krieges mögen übergangen werden; nur ist noch zu erzählen, in welche Noth Leopold im Türkenkriege gerieth. Seit den Zeiten des Sultans Solimán 2. (gest. 1566), der, wie oben erzählt ist, unter Karl 5. und Ferdinand 1. öfters das Oestreichische heimsuchte, und einmal (1529) gar bis Wien vordrang, hatten die Türken zu wiederholten Malen Einfälle in Ungarn und Oestreich gemacht, und die Furcht vor ihnen war so groß, daß in den öffentlichen Gebeten ausdrücklich gesagt wurde: bewahre uns, Herr, vor Türkennoth!" Dazu kam, daß in Ungarn große Unzu¬ friedenheit herrschte; denn der Kaiser schickte nur Deutsche als Com- rnandanten in die ungarischen Festungen, legte deutsche Soldaten ins Land, besetzte die Aemter mit Ausländern, machte drückende Auflagen, und bei jeder Gelegenheit wurden noch überdies die evangelischen Ein¬ wohner gedrückt. Diese Unzufriedenheit benutzten die Türken. Sie machten 1663 unter dem Großvezier Achmet Kiuprili einen Alles verheerenden Einfall in Ungarn, eroberten die Festung Neu Häusel, und überschwemmten fast das ganze Land. Endlich brachte Monte- cuculi die Türken zur Schlacht bei St. Gotthard (einer Abtei