Sorge für Bildung des Volks. 131 dem Kaiser, daß er selbst die Schulen zuweilen besucht habe, um sich von ihrem Zustande zu überzeugen. Da fand er fleißige, aber auch träge Schüler. Jene pflegte er zu loben und zur Ausdauer zu ermah¬ nen, diese dagegen tadelte er, und zwar oft sehr hart. Als er nach ge¬ wohnter Weise sich einst die Arbeiten der Schüler vorlegen ließ und ihre Kenntnisse geprüft hatte, ergab es sich, daß die Kinder aus niederm Stande gut, die Söhne der Vornehmen dagegen auffallend schlecht be¬ standen. Was that nun der Kaiser? Die armen, aber fleißigen Schü¬ ler stellte er zu seiner Rechten, die andern, vornehmen, doch unfleißigen dagegen zur Linken. Zu jenen sprach er: „Habt vielen Dank, meine Söhne, daß ihr meinen Willen nach Möglichkeit befolgt und euer Be¬ stes gesucht habt; fahrt fort in eurem Fleiße, und ich will euch herr¬ liche Bisthümer und Klöster geben" (denn dies war es, womit damals die Gelehrten am Besten belohnt werden konnten). Dann wendete er sich zu den andern zur Linken und sprach: „Ihr Junker, Söhne der Edlen in meinem Reiche, ihr Weichlinge und glatten Gesichter, ihr trotzt auf eure Herkunft und auf eure Güter; meinen Befehl und eu¬ ren wahren Nutzen habt ihr dagegen dem Wohlleben, dem Müßiggänge oder eitler Kurzweil hintenangesetzt. Aber ich achte euren Adel und eure Schönheit gar geringe. Bei dem Herrn droben im Himmel sei es euch gesagt, ihr sollt, wenn ihr euch nicht bessert, nie wieder ein gutes Wort von mir hören." So suchte der große Kaiser auf das Heranwachsende Geschlecht ein¬ zuwirken, denn er erkannte, daß von guter Kinder-Erziehung das künf¬ tige Wohl der gesammten Staatsbürger abhängt. Aber mit gleicher Beharrlichkeit suchte er vor allen die Männer, welche auf die Erwach¬ senen den meisten Einfluß hatten, die Geistlichen, zu treuer Pflicht¬ erfüllung anzuhalten und dem Gottesdienste einen möglichst großen Einfluß auf die Gcmüther zu sichern. Wie sehr manche Geistliche zu jener Zeit ausgeartet sein mußten, sieht man aus den Vorschriften und Verboten, die in Bezug auf dieselben ergingen. Karl verordnete z. B.: die Mönche sollen sich nicht der Trunkenheit, Schwelgerei und andern Ausschweifungen ergeben; die Nonnen sollen nicht außer den Klöstern Herumschweifen; die Geistlichen sollen das Spiel und weltliche Gaste¬ reien meiden, auch nicht das arme Volk, indem sie ihm entweder den Himmel verheißen oder mit der Hölle drohen, zwingen, Hab' und Gut ihnen zuzuwenden, denn, fügte er hinzu, sie feien dann nicht viel besser, als Diebe und Straßenräuber; die Bischöfe, Aebte und Aebtissinnen sollen ihres köstlichen Amtes eingedenk sein, und es schicke sich nicht für sie, sich Jagdhunde, Falken, Stoßvögel und Possenreißer zu halten rc. Weil der Kirchen-Gesang sehr viel zur Erbauung beiträgt, so wurde