66 sich derselben anfangs auch nicht sehr zuträglich erwies, so gelang es doch der Beharrlichkeit, auch hier gute Erfolge zu sehen; an allen unbenutzten öffentlichen Plätzen wurden auf Veranlassung der Re¬ gierung Maulbeerbäume gepflanzt; gegenwärtig erzeugt auch Deutsch¬ land schon ansehnliche Quantitäten Seide; und die Ausbreitung der Seidenzucht in Deutschland ist noch immer im Zunehmen begriffen. Oberitalien und Südfrankreich erzeugen gegenwärtig in Europa die meiste Seide, und in letzterer Gegend, zumal in der Stadt Lyon, wird die Seide in größter Masse zu Stoffen verarbeitet; doch ist Deutschland hierin auch nicht zurückgeblieben, denn in der preu¬ ßischen Rheinprovinz sind Seidenwebereien entstanden, welche sich neben den französischen zu behaupten vermögen. b) Verarbeitung der Stoffe zur Kleidung. 15. Die Formen der Kleidung. Sobald die Kleider dem Menschen die nöthige Wärme und Schutz gaben, war sein Schönheitssinn oder seine Eitelkeit darauf bedacht, die Kleidung zu verzieren. Schon früh zeigte sich dieses Bestreben bei den alten Völkern; denn die Babylonier und Phrygier sollen zuerst Stickereien an ihren Kleidern angebracht haben; ein König von Pergamus ließ Goldfäden in die Kleiderstoffe weben, und überhaupt waren die Verzierungen der Kleidungen mannigfaltiger Art, als das Einwirken oder Einnähen von bildlichen Darstellungen, Anhängen der Goldbleche u. s. w. Dagegen war aber die Form der Kleidungsstücke einfach und durch viele Jahrhunderte hindurch fest¬ stehend ; von einem solchen Wechsel der Formen in den Kleidungs¬ stücken, wie die neuere Zeit ihn kennt, wußte das Alterthum Nichts. Die älteste Form der Leibkleidung war die Tunika, ein anschlie¬ ßende Kleidung, eine Art Hemd, mit Oeffnungen für das Durch- ftecken der Arme; vielleicht erst aus Fell, später aus Wollengewebe und für die Krieger mit langem rauhen Haare, um das Durchdrin¬