155 das Frankenreich, war für England Alfred, sein Andenken lebte in seinen Werken fort. Mit Recht gebührt ihm der Beiname »des Großen«. Einige von den letzten Anweisungen Alfred's an seinen Sohn und Nachfolger verdienen wegen ihrer erhabenen Einfalt und als Beweis von des Königs Sorge für die Wohlfahrt seines Volkes hier noch angeführt zu werden. »So, mein lieber Sohn, — sagte Alfred — setze dich nun neben mich, ich will dir die wahren Lehren geben. Mein Sohn, ich fühle, daß meine Stunde nahet; mein Ge¬ sicht ist bleich, meine Tage sind fast hin; wir müssen nun bald scheiden. Ich werde nach einer andern Welt gehen, und du wirst allein im Besitze von aller meiner Macht Zurückbleiben. Ich bitte dich, denn du bist mein liebes Kind, strebe deinem Volke ein Vater und Herr zu sein. Sei du der Waisen Vater und der Wittwen Freund. Tröste den Armen und schütze den Schwachen, und mit aller deiner Macht mache recht, was unrecht ist. Und, mein Sohn, richte dich selbst nach dem Gesetz! dann wird dich der Herr lieben, und Gott vor allen Dingen deine Belohnung sein. Wende dich an ihn um Rath in aller deiner Roth, und er wird dir helfen, das, was du willst, besser zu erreichen. — Ohne Weisheit ist Reichthum wenig werth; hätte auch ein Mann 170 Morgen Landes mit Gold besäet, und wüchse Alles, wie Korn, so wäre doch all dieser Reich¬ thum nichts werth, wenn ihn nicht Einer aus einem Feinde zu seinem Freunde machen könnte. Handelst du nach diesen Worten, mein Sohn, dann wirst du glücklich sein.« Kaum 54 Jahre alt, starb Alfred, allgemein betrauert, im Jahre 901. Heinrich I-, auch Heinrich der Vogelsteller genannt.*) (919 — 936.) »Heinrich der Vogelsteller!« Ein sonderbarer Name! Wer war dieser Vogelsteller? Ein Herzog von Sachsen war er, ein mächtiger, frommer Herr. Darum wählten ihn auch die Deutschen im Jahre 919 zu ihrem Könige. Die Boten, welche ihm die Nachricht von seiner Wahl zum Könige brachten, sollen ihn bei der Stadt Qued¬ linburg beim Finkenfange getroffen haben, daher sein Beiname. Zu seiner Zeit war das arme Deutschland ein sehr unglückliches Land. Von Südosten her jagten häufig auf ihren schnellen Pferden die Ungarn herein, trieben den Bauern das Vieh weg und seng¬ ten und plünderten, wohin sie kamen. Und sammelte sich nun erst langsam ein Haufe deutscher Krieger wider sie und fing an, sich in Marsch zu setzen, dann waren sie sammt ihren Leuten schon lange wieder fort, weit, weit, über alle Berge. — Und von Nordosten *) Nach Kappe und Korner.