64 11. Abschnitt. Die Churfürsten von Brandenburg rc. den machten aber, daß der Pilger viele erkrankten. Seitdem Jerusa¬ lem und die Umgegend in den Händen der ungläubigen Türken war, mangelte es den armen kranken Pilgern an Verpflegung und das Elend der Kranken stieg auss äußerste. Besonders schlimm waren die Deutschen daran, weil ihrer sich auch Niemand annahm. Da fühlte ein deutsches Ehepaar mit seinen erkrankten Landsleuten Mitleid und stiftete ein Krankenhaus für deutsche Pilger, welches das Marien¬ hospital der Deutschen zu Jerusalem genannt wurde. Als in der Folge die Christenheit in Europa sich erhob, um das heilige Land aus den Händen der Türken zu reißen, und deshalb große christ¬ liche Heerschaaren nach Palästina zum Kampfe zogen, da vermochte das kleine Macienhospital nicht alle die kranken deutschen Krieger und Pilger zu fassen. Insbesondere war bei der Belagerung der Stadt Akon die Noch sehr groß. Hier entstanden unter den deut¬ schen Kämpfern Krankheiten und Seuchen, und die Menge der Kranken war so groß, daß die meisten ohne alle Hülfe da lagen. Kaufleute aus Bremen und Lübeck, welche gerade des Handels wegen dort wa¬ ren, sahen dieses Elend. Die Noch ihrer Landsleute ging ihnen sehr zu Herzen. Sie machten aus den Segeln ihrer Schiffe Zelte, nah¬ men in dieselben die erkrankten Deutschen aus, pflegten und warteten ihrer mit der größten Liebe und heileten viele. Dies schöne Beispiel konnte nicht ohne Wirkung bleiben. Deutsche Ritter und Für¬ sten wetteiferten, das wohlthatige Unternehmen durch reiche Gaben und persönliche Thcilnahme zu unterstützen. Die deutsche Verpfle¬ gungs-Anstalt gedieh so herrlich, daß der Herzog Friedrich von Schwaben mit den übrigen in Palästina anwesenden deutschen Fürsten und Rittern einen Ritterorden daraus bildete. Nur Deutsche vom Adel konnten Mitglieder desselben sein, und ihr Beruf war, die Ver¬ wundeten zu heilen, der KrankenMl pflegen, die frommen Wallfahrer auf ihrer Reise zu schützen und überall gegen die Ungläubigen zu kämpfen. Die neue Verbindung wurde i^ec deutsche Ritterorden genannt; der erste des Ordens führte den Titel: Hochmeister. Anfangs war dieser Orden sehr unbedeutend, aber nach und nach mehrte er sich und wurde mächtiger. Vield fromme Fürsten, Ritter und Herren in Europa vermachten dem deutschen Orden große Geschenke, und da er sehr tapfere Mitglieder zählte und in sei¬ nen Kämpfen gegen die Ungläubigen beinahe immer siegte, so gelangte er zu einer sehr großen Berühmtheit, welche ihn in der ganzen Welt bekannt machte. Vorzüglich erhob ihn der hochberühmte Hochmeister Hermann von Salza. Unter diesem zählte der Orden mehrere tausend Ritter, und jeder derselben war ein Held. Große Provinzen gehörten dem Orden und ihr Hochmeister galt den höchsten deutschen Fürsten gleich. An den Hochmeister Hermann von Salza wendete sich nun Her¬ zog Conrad von Masovien und Bischof Christian von Preußen mit der Bitte, ihnen gegen die heidnischen Preußen beizustehen. Das versprach auch der Hochmeister und der damalige deutsche Kaiser und