159 Die letzten Jahre des siebenjährigen Krieges. gehabt, wie wahr wurde erfüllt, was Salomo sagt: „Ich habe noch nie gesehen den Gerechten verlassen." — Denn nachdem die Belage¬ rung drei Wochen gewahrt hatte, brach das russische Heer plötzlich auf und zog davon. Es hatte ihm an Lebensmitteln gefehlt, und da diese nun in Schlesien nicht geschafft werden konnten, so eilten die Russen noch Polen. Jetzt ging Friedrich froh aus seinem Gefäng¬ nisse, denn nimmer hatte er gedacht, so glücklich aus diesem Spiele zu kommen. Und wäre nicht noch fast am Schlüsse des Jahres die Festung Schweidnitz den Oestreichern, und die Festung Kolberg den Russen in die Hände gefallen, so hatte er diesen Feldzug ohne Ver¬ luste beendigt. Aber er sollte unerwartet aus aller Noch erlöset wer¬ den. Denn wahrend er aus dem alten Jahr mit Angst und Schrecken in das neue (rat, da leuchtete ihm alsbald ein Glückstern, der Trost und Rettung brachte. Am 5, Januar 1762 starb die Kaiserin» Elisabeth von Rußland, und an ihrer Statt bestieg Peter HL den Thron. Dieser Fürst war ein großer Verehrer unsers heldenmüthigen Fcied- rich's und schon lange sehr unmuthig darüber gewesen, daß Rußland gegen Preußen kämpfe, um einen Helden niederzudrücken, den er gren¬ zenlos verehrte. Kaum hatte er die Zügel der Regierung ergriffen, als er seinem Heere befahl, sich aus den Staaten Friedrich's zurückzu¬ ziehen, alle preußischen Gefangenen ohne Weiteres loszugeben und seine großen Magazine in Pommern den dortigen Einwohnern unentgeltlich zu überlassen. Daraus schloß er am 5. Mai mit dem Könige nicht nur Frieden, sondern auch gleich ein Bündniß und ließ seinen General Czernitschef mit 20,000 Mann zur preußischen Armee stoßen. Auch Schweden, des Krieges müde, bat um Frieden. Friedrich scherzte mit den Gesandten, die ihm den Antrag machten, und sagte: „Ich weiß von keinem Kriege mit den Scheden; zwar habe ich wohl von Handeln gehört, die mein' General Belling mit diesem Volke gehabt hat, aber ich denke, der soll sich schon wieder besänftigen lassen." — Dm 22. Mai kam mit diesem Feinde der Frieden zu Stande. Das war ein Wechsel des Glücks, eine Hülfe des Himmels! Aus vielen Drangsalen war Friedrich erlöset, welch eine Kraft konnte er nun, nicht seinen noch übrig gebliebenen Feinden entgegensetzen! Er säumte auch nicht lange. Eilig zog er mit seinem neuen Ver¬ bündeten nach Schlesien gegen die Oestreicher. Daun wich bestürzt zurück und verschanzte sich auf den Anhöhen von Burkersdorf. Friedrich beschloß den Angriff. Schon war der Tag dazu bestimmt, als E ein ganz unerwartetes Ereigniß ihn leicht in all das Elend hatte zurückwerfen können, aus dem er sich so eben errettet sah. Der Kai¬ ser Peter von Rußland war nach einer sechsmonatlichen Regierung entthront, wenige Tage darauf gestorben, und seine Gemahlin» Katha¬ rina zur Regentinn des Reichs ausgerufen. Es war rin Glück für Friedrich, daß er in seinen Briefen an Peter immer denselben um Vorsicht in den Anordnungen und um gute Behandlung der Kaiserinn