IV. Zeitraum. Die Völkerwanderung und die Umgestaltung rc. 55 das man allgemein als Strafe für das an dem frommen Bischöfe ver¬ übte Unrecht betrachtete, so daß sich der Kaiser bewogen fand, ihn zurück¬ zurufen und im Triumphe in seine früheren Würden einzusetzen. Doch bald erhob sich ein neues Uugewitter gegen Chrysostomus. Er hielt ge¬ gen die öffentlichen und abergläubischen Spiele, die man zu Ehren der Kaiserin vor der Bildsäule derselben, selbst während des Gottesdienstes feierte, eine ernste, strafende Predigt. Deswegen wurde er zum zweiten Male abgesetzt und nach einer fernen Stadt in Armenien verwiesen. Mit Eifer arbeitete er hier für das Wohl der Kirche, unterrichtete das Volk und eilte den Armen zu Hülfe und Gefangene loszukaufen. Diese ruhmvolle Thätigkeit verdroß seine Feinde in Konstantinopel und sie wußten es zu bewirken, daß der heilige Bischof in eine noch entferntere, wüste Gegend am schwarzen Meere verbannt wurde. Zwei unbarm¬ herzige Kriegskneckte mußten ihn dahin abführen. Bestochen wußten sie ihn unterwegs so zu quälen, daß er den Mühseligkeiten schon unterwegs erlag (407). Seiner ausgezeichneten Beredtsamkeit wegen hatte er den Namen Chrysostomus, d. h. Goldmund, erhalten. Der heilige Augustin wurde von seinem Vater, einem angesehenen Heiden, für die gelehrte Laufbahn bestimmt Durch seine ausgezeichneten Geistesanlagen, wie durch seinen großen, aber leider nur vom Ehrgeiz veranlaßten Fleiß, machte er bedeutende Fortschritte, errichtete schon in seinem zwanzigsten Jahre in seiner Vaterstadt Tageste in Nordafrika eine Schule für höhere Wissenschaften, erregte dann in Rom als Lehrer der Beredtsamkeit allgemeine Bewunderung und wurde vom Kaiser Valentinian dem Jüngeren als Vorsteher einer Rednerschule nach Mailand berufen. Mit der Ausbildung seines Verstandes hielt leider die seines Herzens nicht gleichen Schritt; das üppige Leben anderer heidnischer Jünglinge verführte auch ihn zu mannigfaltigen Ausschweifungen, er stürzte sich aus einem Vergnügen in das andere und.schien bereits für das Reich Gottes verloren. Doch einen Geist, wie Augustin war, konnte die sinnliche Lust , nicht befrie¬ digen, er wendete sich zum Studium der Weisheit, verirrte sich aber auch hier durch Stolz und Einbildung, gerieth in die Jrrthümer der Manichäer, wurde aber in Mailand durch die Vorträge des heiligen Ambrosius zum ernsten Nachdenken und zum Verlangen nach dem ewigen Heile geführt und also von der göttlichen Gnade heimgesucht, daß er sich plötzlich in seinem 32. Jahre zur großen Freude seiner heiligen Mutter Monika bekehrte, die nicht aufgehört hatte, für ihren verirrten Sohn unter Tausend Thränen zu beten; weshalb ihr auch einst ein frommer Bischof gesagt hatte: „Gehe hin, so wahr du lebst, ein Sohn solcher Thränen kann nicht zu Grunde gehen!" Augustin zog sich nun in die Einsamkeit zurück, beschäftigte sich da mit Gebet und dem Lesen der heil. Schrift und empfing vom heil. Ambrosius selbst die Taufe. Später begab er sich in die Gegend seiner Vaterstadt zurück, arbeitete hier in der Verborgenheit treffliche Werke aus, wurde dann zum Priester geweiht und seines brennenden Berufseifers, wie seiner großen Gelehrsamkeit wegen zum Bischof von Hippo gewählt. Alle Zeit, die er vom Unterricht der Unwissenden, von Verpflegung der Armen, von