54 §. 35. Heinrich der Vogelsteller. 919—936. friedebringenden Kaiser ven Rom Leben und Sieg!" Seitdem gab es also wieder einen römischen Kaiser. — Karl hat nachher noch vierzehn Jahre regiert, und als er 814 starb, ist er in seiner ge¬ wöhnlichen Residenzstadt Aachen im Kaiserschmucke auf einem Stuhle sitzend in einem Gewölbe begraben. §. 33. Heinrich der Vogelsteller. 919—936. Ein sonderbarer Name! Wer war dieser Vogelsteller? Ein Herzog von Sachsen war er, ein mächtiger, frommer Herr. Darum wählten ihn auch die Deutschen zu ihrem Könige; und die Boten, welche ihm die Nachricht von seiner Wahl brachten, fanden ihn bei der Stadt Quedlinburg auf dem Finkenfange. Daher sein Beiname. Er hätte rpohl einen bessern verdient. Zu seiner Zeit war das arme Deutschland ein sehr unglückliches, trauriges Land. Von Südosten her jagten häufig auf ihren schnellen Pferden die Hunnen oder Ungarn herein, trieben den Bauern ihr Vieh weg und sengten und plünderten, wohin sie kamen. Und sammelte sich nun erst langsam ein Haufe deutscher Krieger wider sie und fing an, sich in Marsch zu setzen, dann waren sie sammt ihrer Deute schon lange wieder fort, weit! weit! über alle Berge. — Und von Nordosten her kamen zu Zeiten die Wenden und machten'S eben so. Das war eine traurige Zeit. — Was that da der weise, der bedächtige Heinrich? Zunächst schloß er einen neunjährigen Waffenstillstand mit den gefährlichen Ungarn und gelobte ihnen einen jährlichen Tribut. Dafür sollten sie dann nicht mehr nach Deutschland kommen und das Vieh wegtreiben. Sie waren deß auch zufrieden. Und nun begann im ganzen deutschen Reiche eine bessere Zeit, überall ein reges und thätiges Leben. Ueberall fing man an, Häuser zu bauen und hie und da einen Haufen derselben mit einer Mauer zu umziehen und mit einem Waffergraben. Solch' eine ummauerte Stätte nannte man Stadt oder Burg und ihre Bewohner Bürger. Aber die Städte waren noch leichter zu bauen, als Bewohner darin zu finden; denn die Deutschen liebten das Wohnen auf dem Lande und sagten: „Sollen wir uns lebendig begraben lasten? Die Städte sind nichts anders als Gräber." Da befahl Heinrich: Die Leute sollten loosen und je einer aus neunen, den das Loos treffe, sollte vom Lande in die Stadt ziehen. Damit sie das aber um so lieber thun möchten, gab es den Städten viele Vorrechte, so daß die Bürger hinter ihren Mauern nach und nach viel freier wurden als die Bauern, welche damals ihren Edelleuten oder den Klöstern als Leibeigene dienen mußten. Run fing auch in dm Städten Einer an, und machte für Alle die