90 8» 60. Peter der Große in Rußland. 1682—1725* 
So endete der arme König sein unruhiges Leben durch plötzlichen Tod. 
Der Krieg dauerte noch drei Jahre fort. Da schloffen die Schweden 
Frieden, und die Feinde erhielten, was sie erstrebt hatten. 
§ 6V. Peter der Große in Rußland. 1682 —1725. 
Vor etwa 150 Jahren war Rußland noch ein höchst unbedeu¬ 
tender Staat, und von seinen rohen Bewohnern sprach man damals 
so fremd, wie jetzt ungefähr von den Tartaren und Mongolen. 
Das ist aber nun ganz anders, und der Mann, durch den es anfing 
anders zu werden, war Czaar (d. h. König) Peter der Große. 
Dieser merkwürdige Mann kam schon als Knabe aus den Thron. 
Damals hatte er aber nicht viel zu sagen, denn seine Schwester 
Sophie leitete Alles, und suchte ihren Bruder nach und nach vom 
Throne zu stoßen. Der junge Peter schien sich auch nicht viel dar¬ 
aus zu machen, und spielte auf einem Dorfe mit einer Schaar 
junger Russen fast immer Soldatenspiele. Ein Schweizer aus Genf, 
Namens Lefort, war auch dabei, leitete das Spiel und erzählte 
dem lernbegierigen Knaben viel von den Merkwürdigkeiten der andern 
europäischen Länder, und wie da alles viel ordentlicher und mensch¬ 
licher zugehe, als in Rußland. Und Peter brannte vor Begierde, 
auch in Rußland solche nützliche Einrichtungen zu machen. Das 
ging lange still und gut. Endlich aber merkte seine Schwester, daß 
es ihrem Bruder ernster sei, als sie gedacht hätte, und da machte sie 
einen Anschlag auf sein Leben. Doch Peter kam ihr zuvor. Die 
böse Schwester wurde eingesperrt, und der Bruder ward alleiniger 
Herrscher im Lande. Nun ging er rasch an's Werk und ließ viele 
fremde, geschickte Leute in's Land kommen, um die Russen zu unter¬ 
richten. Ja, er wollte selber sehen, wie es in andern Ländern aus¬ 
sehe, und durchreis'te nach einander Deutschland, Holland und Eng¬ 
land. In dem Dorfe Saardam in Holland, Amsterdam gegenüber, 
blieb er sieben Wochen, und lernte dort, als Schiffsjunge gekleidet, 
den Schiffbau. Er war der fleißigste unter den Arbeitern, die ihn 
eine geraume Zeit gar nicht kannten. Seine kleine Hütte, in der er 
wohnte, ist noch jetzt zu sehen. Als er nach Rußland zurückgekehrt 
war, ließ er viele vornehme, junge Leute hinauswandern, und ferne 
Länder besehen, damit sie, wenn sie wieder kämen, erzählen und ver¬ 
breiten könnten, was sie Gutes und Nützliches gefunden hätten. Jeder¬ 
mann, der Lust zum Arbeiten hatte, und bereit war, nützliche Kennt¬ 
nisse zu verbreiten, war in Rußland willkommen, wurde von Peter 
begünstigt und fand sein gutes Brod. 
Die alte Hauptstadt des Reiches, Moskau, gefiel dem Czaar