130 Deutschland unter Regenten der in Spanien residirende und daselbst anerkannte Bepedict XIII. übrig. Um auch diesen zur Abdankung zu bewegen, rei¬ fete Sigismund selbst nach Spanien, konnte aber bei dem hartnäckigen Widerstreben des Mannes endlich nur so viel er¬ langen, daß die Spanier ihn aufgaben und das Concil beschick¬ ten. wo sie dann die fünfte Nation bildeten. Das jetzt allge¬ mein anerkannte Concil erhob auf Veranlassung der Cardinäle b) Reform den Italiener Otto von Colonna als Martin V. auf den päbst- der Kirche lichen Stuhl und ging alsdann über zur Ausführung seiner an Haupt zweiten Aufgabe, der Reform der Kirche an Haupt und Glie- Concor-"dern. Seitdem das Pabstthum ein politisches Werkzeug der täte) Krone Frankreichs gewesen war, hatte das moralische Ansehn desselben gar tief sinken und in Folge dessen auch das kirchliche Leben im Allgemeinen in Verfall gerathen müssen. Diese Zu. stände machten allerdings eine durchgreifende Reform äußerst wünschenswerth; aber der Pabst wußte die Nationen, welche sich nach vielfachen Unterhandlungen nicht einigen konnten, da¬ hin zu bewegen, daß jede mit ihm ein besonderes Concordat vorläufig auf fünf Jahre abschloß, worin ein Theil der von ihnen gestellten Forderungen zwar bewilligt, wodurch aber das Reformationswerk im Ganzen doch vereitelt wurde. c) Ausrot- Am wichtigsten aber für Deutschland wurde das Concil tung. der p^xch seine Entscheidung über die hussitische Ketzerei, in Folge Kctzcrrien^bren die blutigen Huschten - Kriege ausbrachen. Bei der stei- ' genden Ausartung des kirchlichen Lebens waren nach und nach Männer aufgetreten, welche in Rede und Schrift gegen den Reichthum und die dadurch herbeigeführten Laster des Kle¬ rus eiferten. So war schon 1360 Johann Wycliff zu Oxford gegen Mönchsorden und päbstliche Macht, sowie gegen einige kirchliche Dogmen aufgetreten. Diese Lehren, obwohl von der m Kirche verworfen, hatten sich in England erhalten, und kamen durch junge Böhmen, welche dort studirten, insbesondere durch Hieronymus Faulfisch, nach Prag, wo Johann Huß Professor der Theologie an der Universität alsdann mit ähnlichen Sätzen austrat. Seine Lehren hingen aber mehr oder weniger mit einer gewissen Richtung der damaligen Philosophie, dem soge- Hauptgrundnannten Realismus, zusammen, welchen gegenüber dem Nomi- breitu'ng derUalismus der deutschen Philosophen an der Prager Universität hussit. Leh-Huß als Haupt der böhmischen Partei vorzüglich vertrat. Es rcn war derhaste sich nämlich nicht bloß an der Universität sondern über- National- in der Bevölkerung Böhmens ein durchgreifender Gegen- Deutschen u!fa& gebildet. Einerseits war dieser Gegensatz ein nationaler, Böhmen, indem die Böhmen oder Czechen den wegen ihrer industriellen Thätigkeit von den böhmischen Regenten herangezogenen und durch viele Privilegien bevorzugten Deutschen feindlich gegen-