62 Geschichte der alten Welt. allen Feldherren Trotz bieten und sie zwingen konnte, ihn als Reichsverweser und Gebieter anzuerkennen. Da er aber nicht undeutlich merken ließ, daß er nach der Herrschaft des ganzen alerandrinischen Weltreichs strebe, so verban¬ den sich die übrigen Feldherren, Seleucus von Syrien, Ptolemäus von Aegypten und Kassander von Maeedonien, gegen Antigonus und seinen Sohn Demetrius, der später den Beinamen Städtebelagerer (Polior- ketes) erhielt. Daraus ging ein langer wechselvoller Krieg hervor, der zu¬ gleich in Asien und Griechenland geführt wurde und der erst durch die große »oí. Schlacht bei Ipsus in Kleinasien, wo der 86jährige Held AntigonuS fiel und sein Sohn Demetrius fliehen mußte, sein Ende fand. Nach vielen Thei- lungen und Wechselfällen gingen endlich aus Alexanders Weltreich, außer eini¬ gen kleinern Staaten, folgende größere Königreiche hervor: 1. Macedonienund Griechenland; 2. das syrische Reich der Seleneiden; 3. Aegypten unter den Ptolemäern. b) Griechenlands letztes Ringen. Der achäische Bund. §. 87. Seit der Schlacht von Chäronea (§. 77.) stand Griechenland unter der Herrschaft oder unter dem Einfluß der macedonischen Könige und alle Versuche einzelner Staaten, sich dieser Herrschaft zu entziehen, schlugen fehl. So das Unternehmen des tapfern Spartanerkönigs Agis H-, der in sao. der blutigen Schlacht von Me galop öl i s mit 5000 der Seinen den Hel¬ dentod starb. In Athen daurten auch während der macedonischen Zeit die Parteikämpfe zwischen Aristokraten und Demokraten fort. Als die Aristokra¬ ten, den edlen Phocion an der Spitze, mit Hülfe der Macedonier vorüber¬ gehend die Herrschaft erlangten, wanderten viele Demokraten aus, unter ihnen Demosthenes, der heftigste Widersacher des macedonischen Königshauses. Mit einer Auslieferung bedroht flüchtete sich der große Redner in einen pelo- 222- ponnesischen Tempel, wo er sich selbst durch Gift tödtete, um nicht in die Hände seiner Feinde zu fallen. „Eine treffliche Zufluchtsstätte ist der Tod", rief er dem macedonischen Parteigänger zu, der ihn gefangen nehmen wollte, „er bewahrt vor Schande." Seine Asche wurde später in der Vaterstadt beigesetzt; sein Gedächtniß blieb in Ehren. Nach einigen Jahren erhielten die Demo- traten wieder die Oberhand und zwangen dann auch den achtzigjährigen Phocion den Giftbecher zu trinken. Von dem an nahm die Parteiwuth in Athen an Stärke ab; aber auch Freiheitsgefühl, Vaterlandsliebe und Bürger¬ tugend verschwanden immer mehr. Weichlichkeit und Genußsucht erstickten die edlern Gefühle; und wie sehr auch Künste und Wissenschaften fortblühten und Athen der Mittelpunkt aller Bildung blieb, die Größe des Volks war für immer dahin. Die Bürger entehrten sich durch Schmeichelei und Nieder¬ trächtigkeit, namentlich als die beiden Demetrius, der Phalareer und Städtebelagerer, in der Stadt weilten und durch Wollust und Schwel¬ gerei alle Sittlichkeit zu Grunde richteten. §. 88. Um die Mitte des drillen Jahrhunderts nahm das griechische 250. Staatswesen nochmals einen letzten Aufschwung in dem achäischen Bund, Agís ui. welchem Arätus von Sicyon eine solche Macht und Bedeutung verlieh, 242— 'daß er nach der Vorherrschaft vom Peloponnes, ja von ganz Griechenland Kleomk- streben konnte, namentlich seit das feste Korinth als Hauptstadt beigetreten one* war. Das erregte den Neid Sparta's, wo gerade zwei hochherzige Könige, "22<T Agis III. und Kleomenes, bemüht waren, die alte Kraft und kriegerische